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6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres
Es empfiehlt sich aber, um wissenschaftlich auf dem Laufenden der palaeontologischen Heimatkunde zu bleiben*), von Zeit zu Zeit immer wieder — so wie wir es heute thun — die Ablagerungen und ihre Einschlüsse einer neuen Besichtigung zu unterziehen. Die Fundstätten sind noch keineswegs erschöpft — namentlich gilt dies von den in Betrieb befindlichen Gruben von Neu-Britz — und bringen immer fast Neues, mitunter Überraschendes zur Urgeschichte unserer Heimat au das Tageslicht.
Auch heut ist die Reichhaltigkeit der Ausstellung wieder zu bewundern, namentlich wenn man erwägt, dass Franz Körner eine offene Hand hat und den Bitten der Museums-Vorstände um Abgabe einzelner Seltenheiten niemals auf die Dauer zu widerstehen vermag. Dafür hat aber auch seine Firma einen angenehmen, dankbaren Klang in den weitesten wissenschaftlichen Kreisen. Der Name des grössten Dorfes von Europa — Rixdorf — ist durch die merkwürdigen geologischen Bildungen und ihre palaeontologischen Einschlüsse in der ganzen Welt bekannt geworden und viele Museen des Auslandes in Europa sowohl wie in Amerika freuen sich, von hier — Rixdorf — in ihren Schausanimlungen interessante Belagstücke, insbesondere für das Pleistocän und seine Entstehung aufweisen zu können. Meist ist Herr Franz Körner hierbei unmittelbar oder mittelbar beteiligt.
Über die Entstehung und das Alter der Rixdorfer Kieslager in den Rollbergen daselbst, woher die hier ausgestellten Funde stammen, existiert eine so weitscliichtige Litteratur, dass ihre Spezialisierung mehrere Druckseiten ausmachen würde. Es genüge, wenn ich auf die Angaben unseres ersten Schriftführers Dr. Zache (Brdb. II, 95 flg.) und die noch ausführlicheren verweise, die ich bei Gelegenheit der Würdigung des sogen. Mammuthmenschen (IV, 160 flg.) machte, der sich freilich mit grosser Wahrscheinlichkeit als das Gerippe eines alten Wenden entpuppte.
Auch die städtischen Behörden Berlins beanspruchen ihren Anteil an der Förderung der Kenntnis der Rixdorfer Diluvialablagerungen, insofern, als gelegentlich der Herstellung des von den Gemeindebehörden veranlassten grossen Berichts „Reinigung und Entwässerung Berlins“ der inzwischen und zu früh verstorbene Landesgeologe Dr. K. A. Lossen eine Sonderarbeit unter dem Titel lieferte: „Der Boden der Stadt Berlin nach seiner Zugehörigkeit zum norddeutschen lieflande, seiner geologischen Beschaffenheit und seinen Beziehungen zum bürgerlichen Leben, unter Benutzung der Vorarbeiten des Dr. A. Kunth“ (Berlin 1879 bei Hirschwald), worin die geologischen Besonderheiten des Rixdorfer Diluvial-Plateaus sorgfältig geprüft und erläutert werden.
*) Vgl. auch Brandenburgs VI, 7 (Prof. Ebers) und 334 (Prof. K. MüllenhoS).