in Rixdorf.
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Obwohl die Terminologie der Sande zum Teil immittelst eine veränderte geworden, giebt die Loewsche Aufmachung doch ein klares, auch dem gebildeten Laien verständliches Bild von der Anordnung und Folge der versteinerungführenden Ablagerungen, worauf es uns heut bei der stratigraphischen und palaeontologischen Würdigung des Rix- dorfer Anteils der Rollberge ankommt.
Der östlichste Abschnitt des Hochflächenrandes, bemerkt Lossen a. a. O. 936, im Süden der Stadt Berlin kann als der R ixdorfer Abschnitt bezeichnet werden nach den klassischen Aufschlüssen in den Sandgruben der Rollberge Lei Rixdorf, die seit der Einstellung des Sandgrubenbetriebes am Kreuzberg dem geologischen Forscher Ersatz bieten für die dort leider eingebüssten Profile. Die neuen Strassen- anlagen in Rixdorf, die Verlegung eines Teils der städtischen Kirchhöfe nach dieser Richtung haben durch Abgrabungen und Brunnenbohrungen u. s. w. in den letzten Jahren dazu wesentlich beigetragen, unsere Kenntnis der Gliederung des Unterdiluviums in dieser interessanten Gegend zu vervollständigen. Dies ist seither fortgesetzt
Schleifsteinbruchstück und das geschliffene Feuersteinbeil von dem aus Tausenden von Exemplaren (Rügen, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Dänemark, Schweden etc.) jedem Altertumsforscher sattsam bekannten nordischen Habitus, als wirklich mit den Diluvialschichten des Kreuzbergs autochthon anerkannte. Ich entgegnete damals S. 239: „Was die beiden heute von Herrn Kunth vorgelegten Stücke betrifft, so will ich bemerken, dass dieselben aus der palaeolithischen Zeit keineswegs stammen können, wenigstens nach dem, was man bis jetzt darüber annimmt, denn der Steincelt ist poliert und solche Geräte sind bis jetzt noch nicht im Diluvium gefunden“. — Diese meine vor 28 Jahren geäusserte Ansicht halte ich noch jetzt aufrecht und ich darf hinzufügen, dass eine so vorsichtige und klassische Autorität wie Rudolf Virchow demselben Meinung ist. Wie leicht sich selbst Erfahrene über das angeblich „unversehrte Gebirge“ täuschen können, habe ich bei Widerlegung des diluvialen Alters des sog. Mammuthmenschen Brandenburgia IV, 165 flg. ausführlich auseinander gesetzt. Unter ganz ähnlichen Verhältnissen im anscheinend unverritzten Diluvialsandmergel des nur durch die Bellealliance-Strasse vom Kreuzberg getrennten Tempelhofer Berges ist das im Märk. Mus. unter A. III, 559 eingetragene künstlich bearbeitete Geweihstück (Augensprosse eines Rothirsches) auf dem Gelände der vormaligen Kuhnheimschen Chemikalien-Fabrik i. J. 1886 ausgegraben worden. Inderselben Schicht befanden sich ein Rentiergeweihstück und schwere Knochenfragmente, welche als Mammuthknochen bezeichnet wurden. Das Hirschgeweihstück macht einen subfossilen Eindruck, ist aber nicht mineralisiert, vielmehr auffallend leicht, jedenfalls leichter als ein frisches Hirschgeweihstück gleicher Grösse. Die eigentlichen Diluvialknochen sind dagegen mineralisiert und dadurch viel schwerer geworden, als sie ursprünglich gewesen sein können. Nach meinen Feststellungen dürfte es sich um eine Art von Wohnstätte der neolithischen Zeit handeln, aus welcher die im ganzen fünf Hirschgeweihstücke von Gervus elaphus herrühren. Diese Wohnstätte ist nachher verschüttet und mit Diluviallehm wieder von selbst verfüllt worden, sodass sie sich durch nichts von dem umliegenden, wirklich unversehrten Diluvium unterschied. Ähnlich wird sich der Loewsche Fall abgespielt haben.