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6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres
geschehen bis der Körnersche Kiesgruben-Betrieb, nachdem das Material ganz erheblich unter der Oberfläche der neuen Jonas-Strasse, welche das Körnersche Gebäude zum teil jetzt schon für Bebauungszweoke aufgeschlossen hat, fortgekarrt worden ist, hat eingestellt werden müssen.
Was man über die Sandgruben (Lossen a. d. a. St.) bisher wusste, hat der unlängst entschlafene hiesige Senior der Geologen, Geheime Bergrat Professor Dr. Beyrich, kurz und treffend im XX. Bande der Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Gesellsch. S. 647 und 648 anseinandergesetzt und durch ein die Übereinanderordnung darstellendes Profil erläutert. Danach steht unter dem Oberen Geschiebelehm, welcher schwach entwickelt ist, der Obere Diluvial-IIauptsand (Spathsand, z. t. mit Braunsandschmitzen) 30—40 F. = 9,4—12,5 m mächtig an; darunter folgt Unterer Geschiebelehm und dann grober Unterer Diluvial-Haupt- sand (Spathsand, z. t. grandig), beide letztere mit Süsswasserkonchylien, vornehmlich Paludina diluviana Kunth und überdies Neritina fluviatilis L.*), während aus dem Diluvialsand über dem Unteren Geschiebelehm und zwar vornehmlich aus einer dem Untergrand angehörigen Grandbank mit zahlreichen gekritzten und polierten Geschieben unmittelbar über demselben, die zur Zeit, da Beyrich beobachtete, weniger gut entblösst sein mochte, alle Säugetierreste, die bei Rixdorf gefunden sind, herstam men.
Der obere Geschiebelehm hat bei der Körnerschen Grube etwa 3,5 m Mächtigkeit, bei der Britzer Chaussee etwa 4,7 m, bei der Bergbrauerei in Rixdorf 5 m. Die echte Moränenstruktur, massiges, ungeschichtetes Verhalten im grossen und durchgängiger Mangel einer Sonderung jkennzeichen diesen Geschiebelelnn. Torell hat gezeigt, wie durch eine Ausschlämmung und Sortierung aus den ungeordneten Bestandteilen des Geschiebelehms die geschichteten Sande, Grande und Thone vorzüglich in der Abschmelzperiode der Gletscher, also in den wärmeren Zwischeneiszeiten, über deren Anzahl bisher eine Einigung unter den Stratigraphen nicht vollständig erzielt ist, hervorgegangen sind. In diesen Zwischenschichten zwischen den Moränenmergeln zeigen sich daher auch, wie schon angedeutet, die organischen Reste als derselben Zeitepoche, in welcher diese geschichteten, selbstredend durchweg
*) Neuerlich auch Lithoglyphus naticoides, über welche Schnecke meine Angaben Brandenburgia II, S. 37 zu vergleichen. Neritina fluviatilis ist als Begleiterin von Paludina diluviana vor einigen Jahren von mir in der Sandgrube bei Paulsborn im Grunewald gefunden worden, in welcher die letztgenannte Deckelschnecke ungemein häufig, allerdings wie überall, ohne Deckel, dafür aber in allen Stadien der Entwickelung einschliesslich des Embryonalzustandes von mir beobachtet ist. Vgl. die Fundstücke im Märk, Prov.-Museum. E. Fr.