Heft 
(1898) 7
Seite
208
Einzelbild herunterladen

208

6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjabres

Bedenken bezüglich des vermeintlich hohen Alters dieser ab und zu in der obersten Schicht des Rixdorfer Geländes vorkomnienden Mensehen­reste habe ich an dieser Stelle am 22. August 1895 gelegentlich Be­sprechung des in den Zeitungen fälschlich so bezeichnetenGerippes eines Mammuthmenschen dargethan, und verzichte darauf, mich zu wiederholen. Ältere Menschenreste kommen in den oberen Schichten des zu jeder Zeit im menschlichen Verkehr gestandenen Rixdorfer Hoch­plateaus vor. Wird der Sand oder Kies abgegraben, so stürzt nicht selten eine Partie Alluvium nach und dann linden die Arbeiter mitunter in dem obern Mergel- oder in den oberen Diluvialsand-Massen auch wohl menschliche Reste, meist ganze Gerippe, und die Leute bilden sich ein, diese Reste seien mit den Schichten gleichalterig. Da die Humus- und sonstige Alluvialdecke stellenweise eine dünne ist, so sind Menschen der Germanen- oder Wenden-Epoche oder des Mittelalters oder aus dem siebenjährigen Kriege oder aus dem Kriegsjahre 1813, ab und an in Gruben bestattet worden, die bis in die Diluvialschicht hinein reichen. Es wäre aber doch mehr wie leichtfertig, hieraus Diluvial-Menschen konstruieren zu wollen.*)

ein einziges Knochenfragment repräsentirter) Tiere erscheint. Z u diesen letzteren ge­hören Eleplias antiquus, Tichorhinus leptorliinus, Ovibos uioschatus und als bisher einziges Raubtier Canis lupus fossilis, durch einen mit den meisten Zähnen versehenen, wohl erhaltenen Unterkiefer, der im palaeontologischen Museum der Universität aufbewahrt wird, vertreten. Bei dieser grossen Seltenheit der Carnivoren ist der vorgelegte Calcaneus eines Bären, welcher neuerdings in Rixdorf durch Herrn stud. pliil. Koken von den Arbeitern gekauft und dann dem Universitätsmuseum überlassen wurde, von um so grösserem Interesse. W. Dames im Sitzungsber. der Ges naturf. Freunde zu Berlin vom 17. Juli 1883. Auf Anfrage bemerke ich zu diessr Mitteilung des Herrn Dames, dass damit nicht etwa gesagt sein soll, dass das Mammuth das häutigste Tier in unserer Mark war, das ist es so. wenig gewesen, als etwa der lebende Elefant in den Ländern, wo er vorkommt, Afrika, Vorder- und Hinter-Indien, Ceylon und Sumatra das zahlreichste wilde Säuge­tier ist. Die Knochen der Elefanten und Nashörner sind am dicksten und wider­standsfähigsten, darum sind sie am häufigsten. Nager, Spitzmäuse, Fledermäuse, Marder und ähnliche Kleintiere sind sicherlich auch in der Interglaciarzeit bei uns gewesen- Ihre Reste sind aber so verwittert und zerrieben, dass sie den Arbeitern, auf deren gelegentliche Aufmerksamkeit der Palaeontolog ausschliesslich angewiesen ist, vollständig entgehen. Dasselbe gilt von den Vögeln, die zweifelsohne vorhanden gewesen sind und von den Lurchen und Kriechtieren. Im untern Diluvium des Charlottenburger Einschnittes bei Halensee, der bei seiner Herstellung für die Eisen­bahn vielfach Elefauteu- und andere Reste aus der Interglaciarzeit geliefert, fand ich ein zartes Knöchelchen, das möglicherweise einem Nager angehört hat: dasselbe ist mir aber, da ich es leider in der Eile an Ort und Stelle mit Paludina diluviana und kleinen harten Versteinerungen verpackte, gänzlich zu unkenntlichen ßruchstückchen zerfallen. ^ p- r

*) Vgl. zur allg. Orientierung: A. Nehring: Über die Gleichzeitigkeit des Menschen mit der sogenannten Mammuthfauna. Naturw. Wochenschrift. Berlin, 31. Dez. 1893.