Heft 
(1898) 7
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6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres

mit der Bedeutung, die er im Kunstleben besitzt und mit dem Nimbus, mit welchem eine Tradition von Jahrhunderten, wenn nicht Jahr­tausenden ihn umgeben.

Doch wie ein grosser Mensch gewissennassen seine Umgebung adelt, und nicht umgekehrt, so liefert auch hier die Glasmosaikkunst von ihr ist nämlich die Hede den Beweis, dass ihre Bedeutung, ihr innerer Wert sich Bahn bricht allen Vorurteilen gegenüber, wenn sie nur in der richtigen Weise geübt und gehandhabt wird, und dass dem so ist, dass das Ausüben dieser Kunst nicht mehr ein alleiniges Vorrecht der Italiener ist, davon liefert ein Besuch der Deutschen Glas­mosaik-Gesellschaft, Puhl & Wagner in Rixdorf einen vollgültigen Beweis.

Einen kurzen Überblick L über einen solchen Besuch und über die Entstehung der Glasmosaikbilder zu geben, ist der eigentliche Zweck dieser Zeilen.

Wir betreten zunächst die sogenannteGlashütte, ein kleines gesondertes Gebäude, in welchem ein Glasofen gerade im Betriebe ist. Hier werden in runden Schmelzgefässen aus feuerfestem Thon, sogenannten Glashäfen, die Glasflüsse, aus denen man die Mosaiken herstellt, geschmolzen. Gerade dieser Teil der Fabrikation ist einer der wichtigsten, auf welchem die Rixdorfer Glasmosaik-Anstalt in eigentlichem Sinne aufgebaut wurde.

Jahrelange mühsame Versuche der Inhaber derselben waren er­forderlich, um hinter das Geheimnis der Herstellung dieser, für die Mosaik geeigneten Glasflüsse zu kommen, und das, was dieselben von Venedig aus hierüber erfahren konnten, war leider wenig, da über diesen Teil der Mosaikfabrikation nichts an die Öffentlichkeit gelangt und. nicht nur den Fremden, sondern sogar den Einheimischen das Be­treten der Räume, in welchen dieselbe vorgenommen wird, streng unter­sagt ist.

Die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten zum Erzeugen von Mosaikglas werden dort vom Vater auf den Sohn, welcher meist der einzige Gehilfe desselben ist, übertragen, man kann sagen vererbt und so kommt es, dass selbst bis heute nur zwei bis drei Familien in Murano bei Venedig existieren, in welchen sich diese Kunst als uralte Tradition erhalten hat.

Auch hier in Rixdorf bildeten daher die eigenen praktischen Ver­suche fast die alleinige Unterlage, welchen die Herren Puhl & Wagner ihre heutigen Erfahrungen verdanken und da auch die ersten Mosaik­arbeiten ganz selbständig, ohne irgend welche, von Italien aus­gegangenen Unterstützungen, sogar ohne jede Kenntnis des Verfahrens, das die Italiener hierbei anwenden, von denselben ausgeführt wurden,