in Rixdorf.
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so kann man sehr wohl sagen, dass die Mosaikkunst in und für Deutschland gewissennassen „neu erfunden wurde.“
Die Grundbestandteile, aus welchen die Mosaikgläser (Smalte) bestehen, sind, wie in jedem Glase, Kieselsäure, Marmor, bezw. Kalk, Pottasche, Soda u. s. w. Zur Färbung dienen fast ausschliesslich Metalloxyde, und gerade die edlen Metalle, Gold und Silber, nehmen hierbei einen hervorragenden Platz ein, da hieraus die unzähligen Nuancen, welche zum Erzielen der Fleischtöne erforderlich sind, gewonnen werden. Aber auch Kupfer und Eisen erweisen sich für den Glasschmelzer als ausserordentlich wertvoll, und es giebt fast kein Metall, welches nicht wenigstens gelegentlich Verwendung fände. Ausser der Färbung ist aber noch ein drittes Moment, das der Trübung, bezw. das Opakmachen der Gläser erforderlich, da dieselben sonst nur im durchfallendeu und nicht im auffallenden Lichte zur Wirkung gelangen würden. Gerade hierdurch wird das Erreichen eines bestimmten Farbentons noch komplizierter, da die mehr oder weniger starke Trübung, welche wiederum von der Schmelzdauer und den Hitzegraden, welchen die Schmelzmasse ausgesetzt ist, abhängt, die Wirkung der Farbe ganz wesentlich beeinflusst. Eins der hauptsächlichsten Mittel, mit welchen dieses Opakmachen des Glases erreicht wird, ist der Arsenik, und es geht wohl schon zur Genüge hervor, dass die Fabrikation der Glasflüsse, abgesehen von der unangenehmen Einwirkung der immensen Hitze, welche hierzu erforderlich, und welche gerade jetzt, zur heissen Sommerzeit doppelt zur Geltung gelangt, auch sonst nicht ganz ungefährlich ist.
Das Mischen der Färb- und Trübungsmittel, sowie der sämtlich fein gemahlenen Grundbestandteile der Glasflüsse geschieht im trockenen Zustande. Ist diese Masse nun geschmolzen, wozu je nach ihrer Zusammensetzung, bis 1400 Grad Celsius gehören, und die gewünschte Nuance vorhanden, was natürlich, trotz aller aufgewandter Mühe, nicht immer der Fall ist, so presst man daraus auf einer Hebelpresse runde Kuchen von 20—25 cm Durchmesser und einer durchschnittlichen Stärke von 10 mm und lässt diese in besonderen Kühlöfen langsam abkühlen.
Häufig ist dann, um die Farbe hervorzubringen, ein nochmaliges Erhitzen der fertigen Platten erforderlich und zu den hunderten von Zufällen, mit denen der Glasschmelzer zu rechnen hat und welche sich dem Erreichen einer bestimmten Farbe oft heimtückisch in den Weg stellen, kommen in diesem Falle noch eine Anzahl neuer hinzu.
Um diesen Unzuverlässigkeiten des Schmelzens einigermassen zu begegnen, ist es daher erforderlich, stets ein grosses Farbenlager vorrätig zu halten, sodass im Notfälle immer unter den vorhandenen Tönen eine Auswahl vorhanden bleibt.