Heft 
(1898) 7
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6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres

Das Farbenlager der Rixdorfer Anstalt zählt denn auch eine Anzahl von 68000 Nuancen, und trotz dieser grossen Reichhaltigkeit kommt der Mosaikist doch noch oft genug in Verlegenheit, wie er eine, ihm vom Maler vorgeschriebene Schattierung erreichen soll.

Die gekühlten Platten werden nunmehr in den oberen Lager­räumen der Anstalt mittels meisseiartiger Hämmer, auf einer ambos­artigen, in einem schweren Eichenklotz steckenden Stablschneide in kleine Würfel gespalten, und erst jetzt ist das Material zum Verarbeiten für den Mosaikisten vorbereitet.

Wir treten nun in das Atelier ein und sehen an den Wänden eine Reihe teils farbig ausgeführter, teils nur in Kohle gezeichneter Kartons, welche für bereits fertiggestellte oder noch in Arbeit befindliche Mosaiken als Vorlage dienen. Eine Reihe der ersten Künstler sind hier vertreten; wir bemerken u. A. Kartons von Prof. Paul Mohn, Professor Max Seliger, Maler O. Berg, Aug. Oetken, J. M. Bodenstein, Professor Vital Schmitt, Prof. Linnemann, Hofmaler Quensen u. a. m.

Die Herstellung der danach anzufertigenden Mosaiken geschieht nun in folgender Weise:

Zunächst wird von dem, in Originalgrösse ausgeführten Karton eine Arbeitszeichnung angefertigt, die das darzustellende Sujet im Spiegelbilde zeigt und auf welcher nur die Konturen und Haupt­schattierungen angelegt sind. Diese Zeichnung wird sodann in handliche Stücke zerschnitten, möglichst derart, dass die Konturen die Um­grenzungen derselben bilden und nunmehr kleben die Mosaikisten die farbigen Stein eben, welche der Form der Zeichnung entsprechend vorher zurecht geschlagen und geschliffen werden, auf das Papier auf, solcher­gestalt das Bild, welches der Maler mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand geworfen hat, mit Steinen nachbildend; nur mit dem Unter­schiede, dass die Fläche, welche später die Oberseite des Bildes dar­stellen soll, sich jetzt unten, auf dem Papier befindet, während die bei der Arbeit sichtbare, negative Seite später au die Wand zu liegen kommt.

Die einzelnen Stücke, zusammengelegt, ergeben das fertige Bild von der Rückseite gesehen und dieses kann nun bequem an den Ort seiner Bestimmung versandt werden. Hier angekommen, werden die einzelnen Stücke mit einem cementhaltigen Mörtel überstrichen und an das ebenfalls mit einer Mörtelschicht überzogene Mauerwerk angedrückt. Durch kräftiges Klopfen mit Klotz und Hammer dringt der Mörtel in alle Fugen ein und nachdem das längere Zeit feucht gehaltene Papier abgelöst und der auf den Steinen haftende Kleister entfernt ist, zeigt sich das Mosaik in seiner, die Zeit überdauernden, leuchtenden Farben­pracht.

In kurzen Worten ist hier ein kleiner Abriss über die technische Seite der Mosaikfabrikation gegeben; einer späteren Gelegenheit bleibe