Heft 
(1898) 7
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6. (4. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

keller, wo in 24 Abteilungen 900 Lagerfässev zu je 4585 Hektoliter Inhalt aufgestapelt liegen, in denen das Hier bis zur Verkaufsfälligkeit 3 bis 5 Monate lagert. Im Keller, in welchem eine stete Temperatur von 12 ° R. herrscht, wird das mundgerechte Hier auf Transportgetässe gefüllt, mittels Aufzüge in die Ladehalle befördert, wo es die Kutscher in Empfang nehmen und dasselbe der Kundschaft zuführen, oder auf die Bahnhöfe schaffen, soweit das Hier exportiert wird. In einzelnen Ab­teilungen des Kellers liegen auch in langen Reihen eiserne Cylinder mit Hopfen gefüllt. Diese Cylinder enthalten je 3 Ctr. Hopfen, die vermöge besonderer Pressen hineingepresst werden. Die Cylinder sind luftdicht verschlossen und erhalten den Hopfen jahrelang gebrauchsfähig.

Es schloss sich hieran ein Gang durch die oberirdischen Gährkeller, in denen das aus der Braupfanne kommende Gebräu nach Passierung der Kühlschiffe und Kühlapparate seinen Gährprozess durchmachen muss, wozu 255 Bottiche ä 40 Hektoliter Inhalt dienen.

Das Sudhaus bietet mit seinen weissen Kachelwänden, den neuen kupfernen Dampfpfannen und seiner stolzen Höhe einen grossartigen Anblick. Hierauf folgte eine Wanderung durch die Mälzereianlage. In 2 grossen, nebeneinanderliegenden Gebäuden wird der Malzbedarf der Brauerei von jährlich f 90 000 Ctr. hergestellt. Die Tennenfläche, au welcher der Verwandlungsprozess der Gerste in Malz vor sich geht, um­fasst 5000 Quadratmeter. Die Tennen sind unter- und oberirdisch, die darüber liegenden Böden werden zum Lagern der grossen Quantitäten Gerste und Malz verwendet.

Auch die Maschinenanlage der Brauerei war sehenswert. 4 Eis­maschinen System Linde bewirken die Kühlung der Lager- und Gährkeller, 2 Dynamomaschinen speisen die elektrische Lichtanlage, während 4 grosse Dampfmaschinen mit 6 Dampfkesseln für den Betrieb der Brauerei sorgen.

In den Pferdeställen befanden sich 135 Pferde teils schwereren Schlages für die Fassbierwagen, teils leichteren für den Flaschenbiervertrieb.

Nach Beendigung der Besichtigung wurde ein frischer Trunk Berliner Kindl herumgereicht, der gar wohl mundete.

Zum Schluss versammelten sich die Teilnehmer in dem anmutend ausgestatteten grossen Saale des Restaurants, welches mit der Brauerei verbunden ist. Toaste und Erwiderungen wechselten hier ab, insbesondere sprachen die Herren Oberbürgermeister Zelle und Geheimrat Friedei dem Herrn und der Frau Grubenbesitzer Körner, den Herren Wagner und Puhl sowie dem Herrn Brauereibesitzer Ziegra den Dank der Teilnehmer aus. Herr Justizrat Bürkner begrüsste die Teilnehmer namens der Rixdorfer Behörden. In fröhlicher Stimmung und in voller Befriedigtheit trennten sich erst um die Mitternachtsstunde die Mitglieder, Gönner und Freunde unserer Brandenburgia.