Heft 
(1898) 7
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7. (6. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

flügler nur in geringem Masse auf sich gezogen. Still und einsam, un­berührt von dem grossen Getriebe der Welt, lag das Dörfchen und hinter hohen Buchen das einfache Schloss mit seinem lauschigen Parke stets da, nur zuweilen von Geschichts- und Kunstfreunden aufgesucht. Ein trüber Schatten, eine tiefe Schwermut schien seit jeher über Schloss und Park zu liegen, und hielt die Besucher zurück, den stillen Frieden zu stören, und wenn man die prächtigen dunklen Buchenalleen hinunter­schreitet an düsterem Tannendickicht und träge dahinfliessenden Wasser läufen vorüber, da scheint es wie ein Seufzer der Trauer durch die Wipfel der Bäume zu zittern, dann scheinen im fernen Halbdunkel schemenhafte gramgebeugte Gestalten dahinzuhuschen und einem ent­legenen Orte zuzueilen, wo inmitten düsterer Edeltannen ein einfaches Denkmal in Würfelform an jene Frau erinnert, die sich berufen fühlte, Preussens Königssohn von seiner unheilvollen Bahn zurückzuführen, aber ihre reine Liebe durch Spott und Schmach vergolten sah und ge­brochenen Herzens früh ins Grab sank. Kein Schriftzeichen, kein Denkmal nennt ihren Namen, aber der Märker kennt ihn, und die heilige Scheu vor der unglücklichen Dulderin hält die lärmende Schar der Ausflügler zurück von der Stätte, wo sie, die Gemahlin eines Königs, in tiefem Frieden einem besseren Leben entgegenschlummert. Die Grafen von Voss hätten nicht nötig gehabt, ihr Besitztum so engherzig gegen fremde Besucher abzuschliessen, das Mysterium von Buch, das von Seelenkämpfen, von Gram und Thränen erzählte, zog eine unsichtbare, undurchdringliche Schranke um Baum und Stein, um Park und Schloss.

Die Geschichte von Buch bietet ausser den Namen seiner Be­sitzer und ihren Thaten im allgemeinen nichts Besonderes dar. Der Ort ist eine slavische Niederlassung, worauf sowohl die bis 1480 übliche BezeichnungWendischen Buck oderWentschenbuck hindeutet, als auch der Name Buch selbst, welcher vom slav. buk = die Buche abzuleiten ist. Die älteste urkundliche Nachricht ist, wie so häufig, im Karolinischen Landbuche von 1375 enthalten, welchem zufolge ungefähr im Jahre 1345 der Bitter Betkin von Wiltberg die gutsherrlichen Rechte von Wentschen-Bug, wenigstens das höhere Gericht, die Bede und den Wagendienst an die von Bredow verkauft hatte. Ausser Fritz und Claus von Bredow bezogen aber noch andere Besitzer Einkünfte aus den Liegenschaften des Dorfes, nämlich Hans und Thomas von Röbel und die Bürger Wichusen und Albert Rathenow, ausserdem war ein Altar der Nikolaikirche in Berlin mit Hebungen ausgestattet. Das Rittergut mit 4 freien Hufen besass Schmetsdorf, der auch zum Lehnsdienst verpflichtet war. Das Areal des Dorfes umfasste dem Landbuch zufolge 40 Hufen, thatsächlich be trug die Hufenzahl aber 45, wie sich aus späteren Schossregistem er- giebt, da die Pfarrhufen (4) und ein Ackerland, dieWendenstücke, (1)