Heft 
(1898) 7
Seite
244
Einzelbild herunterladen

244

7. (5. ausserordentl.) Versammlung des VII Vereinsjahres.

Jerlichs sollen gereicht werden, Neinblich acht Thaller für Tuch tzu Kleidung vnd tzwene Thaller tzu Schuhn, vnser auch im besten darbei tzu gedenken. Unterzeichnet ist die Stiftungsurkunde von verschiedenen Mitgliedern der Röbelschen Familie.

Der Rittersitz Buch wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts um 2 Freihufen vermehrt, welche zu einem ausgekauften Bauernhöfe ge­hörten, denn das Schossregister von 1624 führt 14 Ritterhufen an, über die Bewirtschaftung des Gutes und seine Besitzverhältnisse sind aber aus jener Zeit keine Nachrichten erhalten. Der letzte Röbel auf Buch, welcher als Gouverneur in Berlin starb, verkaufte 1670*) seine Güter Buch, Karow und Birkholz an den Generalmajor und kurbranden- burgischen Staatsminister Freiherrn Gerhardt Bernhard von Pöll- nitz, den Grossvater des durch seine Anekdoten mit Friedrich dem Grossen bekannten Kammerherrn von Pöllnitz, und von dessen Söhnen ging Buch 1724 an den Staatsminister Adam Otto von Viereck über. Die Leiche des Freiherrn von Pöllnitz wurde im Grabgewölbe der alten Kirche beigesetzt und ist, wie auch die andern der später bestatteten Leichen von der beständig durchwehenden trockenen Luft vollständig ausgetrocknet und mumifiziert. Die Mumie des Freiherrn von Pöllnitz liegt mit einem grauen Domino bekleidet in einem schweren Eichensarge und zeigt auf der Stirn die Narbe eines im dreissigjährigen Kriege er­haltenen Säbelhiebs, ausserdem ist das Nasenbein eingebrochen, und zwar infolge einer Leichenschändung, welche die im Jahre 1806 in Buch hausenden Franzosen Vornahmen. Sie zerrten die Mumie aus dem Sarge und stellten sie mit einer Muskete im Arm an das Parkthor, hierbei fiel der Körper um und erlitt die angegebene Beschädigung.

Über dem Grabgewölbe und den Grundmauern der alten Kirche liess der Staatsminister von Viereck in den Jahren 178186 die jetzige Kirche in italienischem Stil von dem Baumeister Friedr. Wilhelm Dietrichs erbauen. In die Zeit seiner Herrschaft in Buch fällt der siebenjährige Krieg, welcher die Bücher die Bekanntschaft der Russen machen liess.Schon nach der unglücklichen Schlacht bei Kunersdorf waren die Bewohner des Dörfchens in grosser Angst und Sorge, da am 13. August 1759 die umliegende Gegend von Berlin, also auch Buch, zum Vorspann nach Berlin beordert wurde, weil die König­liche Familie einpacken und abreisen wollte. Doch für diesmal blieb es bei der Angst. Aber als der Oktober 1760 kam, wurde aus der Angst bittere Noth. Vom Bücher Kirchturm aus beobachteten die Leute in der Nacht des 4. Oktober die Beschiessung von Berlin durch den russischen General Tottleben, hörten jeden Kanonenschuss und sahen

*) Das Jahr 1715, welches Fidicin, Territ., 1. c., angiebt, ist nicht richtig, da Freiherr von Pöllnitz bereits 1679 in Buch beigesetzt wurde.