Wanderfahrt nach dem städtischen Ritter- nnd Riesel-Gut Buch.
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die Feuerkugeln fliegen. Berlin kapitulierte. Am 7. morgens kamen sieben Kosaken und ein junger Dragoneroffizier und erpressten von der Gemeinde zweimal 30 Thaler. Abends 5n 1/2 Uhr kamen andere Kosake und verlangten 1000 Thaler, sonst würden sie das Dorf abbrennen. Mit brennenden Strohwischen ritten etliche schon auf die Gehöfte. Der Pfarrer wurde auf das Aergste mit dem Kantschu von ihnen misshandelt, das Pfarrhaus gänzlich ausgeplündert. Der Schulze muss ihnen endlich den Weg nach Schönerlinde zeigen, unterwegs hängen sie ihn zweimal auf und schneiden ihn wieder ab. Ganz Schönerlinde flieht. Auch die Bücher Gemeinde packt um Mitternacht Hals über Kopf auf und flieht in die Königliche Heide bis in die Nähe des Liepnitz-Sees; eine Wöchnerin, die vor 9 Tagen eines Kindes genesen, führen sie in Betten auf einem Wagen mit sich, strömender Regen zwingt sie, sich Laubhütten um die zusammengefahrenen Wagen zu bauen, ein Orkan macht den Aufenthalt im Laubwald lebensgefährlich. Endlich, nachdem auch die Kosaken bis in diesen Schlupfwinkel gedrungen, kehren die Bücher halbverzweifelt am 16. Oktober in ihr gänzlich verwüstetes Dorf zurück. Wie die Russen hier gehaust hatten, spottet jeder Beschreibung; auch damals schon, erwähnt die Chronik, sei der Altar durch Säbelhiebe lädiert worden. Ein jämmerliches, trauriges Leben begann nun für einen Jeden buchstäblich auf den Trümmern seiner Habe, bis die Nachricht von dem Siege bei Torgau wieder frohere Gesichter machte. So feierte man am 23. November einen Dank-Gottesdienst; allerdings die meisten in ihren Fluchtgewändern!“ Dieser Passus aus der Pfarrchronik über die Oktobertage 1760 gehört mit zu dem Ergreifendsten, was sie enthält. *)
Nach dem Tode des Ministers von Viereck 1763 übernahm sein Schwiegersohn, der Domprobst Friedrich Christian von Voss, das Gut Buch und die andern Besitzungen, und seitdem hat die Familie von Voss ununterbrochen auf dem kleinen Rittergut gesessen. Die Familie von Voss oder Fuchs, welche aus Mecklenburg stammt, ist sehr alt und verschiedene Mitglieder derselben werden im 14. Jahrhundert als mark- gräflich-brandenburgische Dienstmannen erwähnt. Ausser im Barnim waren die von Voss seit 1720 auch in der Priegnitz ansässig. Auf den im Jahre 1784 verstorbenen Domprobst Friedrich Christian von Voss folgte als Patronatsherr der Staatsminister Otto Karl Friedrich von Voss, welcher am 30. Januar 1823 starb. Seine sämtlichen Besitzungen, auch die in der Priegnitz, gingen auf seine Söhne Friedrich Wilhelm Maximilian und Karl Otto Friedrich über, von denen der erstere 1840 von Friedrich Wilhelm IV. unter dem Namen „von Voss-Buch“ nach dem Rechte der Erstgeburt in den Grafenstand erhoben wurde,
') Mitteilungen des Vereins f. d. Geschichte Berlins. 1894. 8. 69 f.