Wanderfahrt nach Steglitz.
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hanse, dessen Besichtigung wir demnächst vornehmen wollen, einen herzlichen Willkommensgruss zuzurufen.
Über die Entwickelung unseres Ortes beehre ich mich, Ihnen folgendes mitzuteilen:
Zur Zeit der Besitzergreifung des Teltow durch Albrecht I. war Steglitz im Besitz des altritterlichen märkischen Geschlechts der Stegelitze.
Der Besitz hat vielfach gewechselt. Das Rittergut gelangte im Anfang dieses Jahrhunderts in den Besitz des Grosskanzlers v. Beyme, unter dem es 1806 zur bäuerlichen Gemeinde erhoben wurde. Damals bestand der Ort aus 3 Bauern und 4 Kossäten.
Im Jahre 1843 wurde Steglitz vom Königl. Domänenfiskus erworben und in den Jahren 1848 und 1870 parzelliert.
Seit der letzten Parzellierung datiert erst die merkliche Entwickelung unseres Ortes.
Während derselbe 1855 nur 648 Einwohner zählte, wies er bereits im Jahre 1871 deren 1890 mit 107 Wohnhäusern auf und z Zt. annähernd 20 000 mit 803 Wohnhäusern. Diese rapide Entwickelung stellte dementsprechende Anforderungen an die Gemeinde.
Ende der 60er Jahre musste das alte baufällige, 1 Klasse und Lehrerwohnung enthaltende Schulhaus abgebrochen und 2 Volksschulklassen gemietet werden. Im Jahre 1871 wurde in deren Stelle ein neues Schulhaus — enthaltend 4 Klassen und 2 Lehrerwohnungen — gebaut, das durch 2 Flügel-Anbau teil jetzt auf 18 Klassen vergrössert worden ist und z. Zt. die Knaben- und katholische Schule beherbergt. Die Schülerzahl der Knabenschule beträgt 881 und die der katholischen Schule in Summa 123. Schon in den Jahren 1888/89 trat das Bedürfnis nach Errichtung eines zweiten Schulhauses hervor, das 1890 in der Plantagenstrasse erbaut und successive auf 20 Klassen vergrössert worden ist und z. Zt. die Mädchenvolksschule mit 977 Schülerinnen beherbergt. Augenblicklich ist ein drittes Doppel-Volksschulgebäude zu 32 Klassen im Bau begriffen.
Jn dem Jahre 1877 wurde die alte noch aus der Zeit vor der Reformation stammende Kirche abgebrochen und eine neue schöne evangelische Kirche unter patronatlicher Subvention gebaut, die eine Zierde des Ortes bildet und eine der schönsten Kirchen der Vororte ist.
Mit der Entwickelung von Steglitz Hand in Hand ging die Entwickelung des höheren Schulwesens. Die Anfang der 70er Jahre entstandene höhere Privat-Knabenschule wurde im Jahre 1886 von der Gemeinde übernommen und zuerst zum Progymnasium und im Jahre 1891 nach staatlicher Anerkennung zum Vollgymnasium ausgebildet.
In den Jahren 1889/90 wurde das neue schöne Gymnasialgebäude erbaut. Das Gymnasium nebst Vorschule wird z. Zt. von 520 Schülern besucht und erfreut sich des besten Rufes. In den Jahren 1895/96 wurde