Wanderfahrt nach Steglitz.
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7. Kunst, Wissenschaft, Unterricht . . .5%
8. Ackerbau, Gärtnerei............5%
9. Verkehr, Beherbergung und Erquickung 2%
10. Militär......................................1/2%
Summa: 100 %
Darauf folgte die Besichtigung des Hauses. Die Gesellschaft wurde in die Beratungszimmer, in die für die standesamtlichen Verrichtungen bestimmten, überhaupt in alle der Verwaltung dienenden Räume, selbst in die Kasse geführt. Wie das Gebäude von aussen durch seine hübsche Facjade den besten Eindruck macht, so scheint die innere Anlage des Baues äusserst glücklich: alle Zimmer sind geräumig und hell. Architektonisch am meisten bedacht ist der grosse Beratungssaal. Er entbehrt auch nicht des künstlerischen Schmuckes. Zahlreiche, in die wichtigsten Epochen der Steglitzer Geschichte darstellende Fresco-Gemälde und bemalte Glasfenster zieren ihn. Die grossen, den Fries zweier Vollwände einnehmenden Gemälde schildern folgende Vorgänge: 1) Der Teltow zur Wendenzeit. 2) Albrecht der Bär besichtigt die Burg der Herren von Steglitz. 3) Johann von Torgow wird mit Steglitz, Zossen und anderen Ortschaften belehnt 1413. 4) Einführung des lutherischen Geistlichen 1540. 5) Leiden des 30jährigen Krieges. 6) Gründung der Gemeinde Steglitz 1806. 7) Eisenbahnstation Steglitz (etwa 1840).
8) Königliche Blindenanstalt. 9) Bau der Kirche. 10) Kanalisation. In den Zwickeln der Fensterwand erblickt man symbolische Darstellungen der Begriffe „Landrecht“ (dargestellt durch Suarez und Carmer). „Volkserziehung“ (Volkssclmllehrer), „Wegeverbesserung“ (Feldmesser bei der Arbeit), „Selbstverwaltung“ (Mann mit dem Modell des Steglitzer Rathauses). Die Glasmalereien zeigen sinnbildliche Verkörperungen des Schulwesens, des Standesamts und der Armenpflege.
Vom Rathaus begab sich die Versammlung nach der Königlichen Blindenanstalt. Über die Entstehung, Wesen und Zw'eck dieses überaus segensreichen Instituts äusserte sich der derzeitige stellvertretende Dirigent, Herr Lehrer Matthies, der die Gesellschaft mit der grössten Liebenswürdigkeit empfing, folgendermassen:
„Die Königliche Blindenanstalt zu Steglitz (Rothenburgstrasse 6) ist keine Heil- oder Pflegeanstalt, sondern eine Erziehungsund Ausbildungsanstalt für Blinde, und zwar von den 15 derartigen Anstalten im Königreich Preussen die einzige staatliche und die älteste im Deutschen Reiche, gegründet 1806 in Berlin. Am 13. Oktober dieses Jahres eröffnete auf Befehl des edlen Königs Friedrich Wilhelms III., Professor Dr. Zeune, Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster, in der Gipsstr. mit 4 Zöglingen die Anstalt, die der hochherzige Mann in der schweren Zeit der vaterländischen Not durch Aufopferung seines