9. (7. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
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Herr Prof. Dr. Wittelshöf er verteilte die voin Direktor zur Weihe des Instituts, vollzogen von Sr. Majestät dem Kaiser am 23. März 1898, abgefasste, 1898 in zweiter Auflage erschienene Denkschrift über das Institut, welche in unserer „Brandenburgia“ VII S. 77 bis 79 ausführlich besprochen worden ist, und hiess die Teilnehmer der Besichtigung herzlich willkommen.
Zunächst wurde das Vorderhaus, das Unterrichts- und Laboratoriumsgebäude in Augenschein genommen. In dem grossen und hellen Vestibül desselben gab Herr Professor Dr. Wittelshöf er einen kurzen Überblick über die Geschichte des Instituts und den Umfang seiner Tliätigkeit. Das Institut für Gährungsgewerbe und Stärkefabrikation bildet eine Abteilung der König]. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Die Aufbringung der Mittel für das Personal und den Betrieb ist aber durch besondere staatliche Verträge mit einer Anzahl von gewerblichen Verbänden garantiert. Es sind hierbei folgende Verbände beteiligt: der Verein der Spiritusfabrikanten, der Verein „Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“, der Verein der Stärkeinteressenten, der Verein der Kornbrennereibesitzer und der Presshefefabrikanten und der Verband deutscher Essigfabrikanten. Der Etat des Instituts beträgt jährlich 070 000 Mk. und das gesamte, im Institut thätige Kapital 3 300 000 Mk.
Die Aufgabe des Instituts ist es, die Gewerbe durch wissenschaftliche und praktische Forschungen zu fördern und den Bernfsgenossen praktischen und theoretischen Unterricht zu erteilen. Der Austoss zur Begründung eines derartigen Instituts ist ausgegangen von dem Verein der Spiritusfabrikanten Deutschlands, welcher 1874 eine Versuchsanstalt unter Führung des Professors M. Delbrück gründete, an diese schloss sich 1882 die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin und der Verein für Stärkeinteressenten an. Bald erwiesen sich die Räume in der landwirtschaftlichen Hochschule als zu eng, deshalb beschloss der Brauereiverein, selbständig vorzugehen und eröffnete 1891 die Versuchsbrauerei mit der Lehranstalt in der Seestrasse. Die Hefereinzucht wurde hier mit Glück durchgeführt und auch eine Hopfen- und Gerstenkulturstation errichtet. Bald nachher schuf man auch für das Brauereigewerbe eine Hefezuchtanstalt. Im Jahre 1896 wurden die übrigen Räumlichkeiten erbaut, so dass sich jetzt das gesamte Institut für Gährungsgewerbe hier in der Seestrasse befindet. Es sind in demselben 32 wissenschaftliche Beamte tliätig, welche folgende Fächer vertreten: Chemie und Physik, Botanik und Bakteriologie. Die wissenschaftlichen Kräfte haben zum grössten Teil die Entwickelung des Instituts mitgemacht und sind aus demselben hervorgegangen. Die Weihe erhielt das Institut durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers am 23. März 1898.
Im Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich zwei Laboratorien, die auf das zweckmässigste und komfortabelste eingerichtet sind und in