Robert Mielke: Der Neidkopf.
289
In Bayern klingt dieselbe Empfindung in dem Worte aus:
„Wenn Neid und Hass doch brennten wie Feuer Dann wär das Holz nit gar so theuer.“*)
und in dem braunschweigischen Dorfe Brunsrode klagt 1723 eine Inschrift:
Wenn der Neider noch so viel Es geschieht doch, was Gott haben will.
Wer bauet an der Strassen Muss die Narren reden lassen.**)
Nicht selten sind die Neidinschriften zu der in den beiden letzten Versen ausgedrückteu Sentenz zusammengeschrumpft***), die überall in Deutschland wiederkehrtf), bald die zudringliche Neugierde durch die heiteren Verse:
IDas flehfl Du tjicr unb gaffft?
Zllad) lieber, bas Du fdiaffft!
(Köln a. Rh. Modem.)
abweisend, bald in grober Deutlichkeit das Haus ungastlich verschliessend durch die Inschrift: Blif buten edder ick smit di up de 1 snuten.ffj bald auch durch das trotzige Wort auf Fehmarn: „So will ich es liebben, wat fragst du danach“ fff) das unbefugte Urteil abwehrend.
In diesen letzten Inschriften ist die ursprüngliche Abwehr des Schadens schon zur äusserlichen Kennzeichnung der Missgunst herabgemindert, die sich mancherorts wohl zu direkter schädigender That entwickelt haben mag, denn eine Inschrift aus dem 15. Jahrhundert spricht dies in Perleberg schlicht aus:
7Yv« det is en seihen Gast Wer den het , de holt ern fast.
Distel vn Dahrn de stehen ser,
Valsehe tongen noch völ mehr
Ick tgill mi lever in Distel vn Dahrn baden
As ick will sin mit valsche tongen beladen.
*) Bavaria II. 8. 782.
**> Andree. Braunschweiger Volkskunde. S. 149.
***) Um nicht zu wiederholen sei hier nur die Litteratur genannt, in der die dem Sinne nach gleichen Hausinschriften zu finden sind: Andree, Braunschweiger Volkskunde, 8. 148 und 149. Bavaria, Bd. II, 8. 782. Erheiterungen 1863, VII. Heft, 8. 258. Scheffer, A. a. 0., 8. 15, 18, 35, 44, 46.
f) Selbst am Rathause zu Strassburg i. Ukerm,, wo es heisst:
Wer kann es machen überall Dass es Jedermann gefall?
ff) Haupt, Die Bau- u. Kunstdenkm. d. Prov. Schlesw.-Holst., Bd. II, S. 505. fff) R. Mejborg, Sleswigske Böndergaarde i det 16, 17. og 18.Aarhundrede. Deutsch von Haupt. Schleswig 1894, S. 14.