Heft 
(1898) 7
Seite
290
Einzelbild herunterladen

290

11. (3. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Eine Hausinschrift von 1580 in Oldersum drückt dasselbe durch die beweglichen Worte aus:

De Waerheit ü to Hemmel Ghetoegen

De Trovwe ü Over dat Weite Meer Gke/toegen.

De Gerechticheit üt allenthah-en Vertreten .

De Ontrovwe ü in de Werldt Ghebleven.

0 Godt Min Heer Woe de ehr Geit (?) Gelt roer Her

Ghewalt roer Hecht Dat klaege ick arme Knecht.

Anno 1580.

Auch aus einer Märkischen Inschrift tönt uns die Klage über die Untreue der Welt entgegen:

21IIein auf (Sott fefc bein Pertraun 2luf ZTTenfdjcn fjilf fol bu nidjt bauen,

(Sott ift allein ber (Stauben hält

Sonft ift Fein (Blaub mehr in ber IPelt. \7ty7. *)

was in Groningen folgende Poesie wiedergiebt.

WAT WORT ER MEENIO MENSCH GESCHONDEN EN (und) BELÜGEN VAN SO VEEL KARELAARS (Kerls)

DIE SELVE NIET VEEL DOGEN HET WAS TE WENSCHEN (wünschen)

DAT ALLE MENSCHEN HAAR SELVE EERST BEKEREN EER DAAT SIE QUAAT (Böses)

HET SIE VROEG (früh) OF LAAT (spät) VAN EEN ANDER QUAM TE SPREKEN.**)

Doch sollen in diesen Sprüchen Neid und Missgunst anderer nicht nur blossgestellt werden, sondern sie wirken gewissennassen als Schutz­wehren gegen die aus jenen hervorgegangenen Handlungen. Das bezeugt das häufige Anrufen Gottes als steter Schutz und Schirm in denselben. Sprüche wie der Hildesheimer:

WIL Den abg Vnet V le Le sagen, (Will den Missgünstigen sagen) Gott fVhrt seLbsten Meinen Wagen.***) oder der altenländische

Wat frag ick na de (Leuten)

Gott lielpet mi.f) lassen dies deutlich erkennen.

*) Nach einer handschriftlichen Mitteilung von Prediger Handtmann in Seedorf,

**) Globus. 72. Bd. 1897. S. 375.

***) Durch die grossen Buchstaben ist die Jahreszahl 1688 ausgedrückt. Scheffer a. a. O. S. 35.

f) G. Almers Marschenbuch. Bremen 1875. S. 322.