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11. (8. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
so bleiben; dem Berliner möchte ich dabei das Wort aneignen, das sich als ein Ersatz des Kopfes in Groningen befindet:
GODT GEVE DAT ICK HIER IN VREI)E SCIIVILEN (bleiben) MACH EN ALSO ONTGAEN DES WERELTS DONDERSLACH').
ii. (8. ausserordentliche) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
Das Königl. Joachimsthalsche Gymnasium. Vortrag, gehalten in der Aular des Gymnasiums am 8. Oktober 1898 von Carl Euler.
Hochgeehrte Versammlung!
Es war am 22. Oktober 1880. In der Vorhalle des herrlichen Neubaues des Gymnasiums, in den es aus der Enge des alten Heims in der Burgstrasse übergesiedelt war, harrten die Mitglieder des Lehrer- Kollegiums, der Bau- und der Schul kommission der Ankunft des Kaisers Wilhelm I.
Mit gewohnter Pünktlichkeit fuhr der Kaiser um 12 Uhr vor. Jede Hilfe zurückweisend, stieg der Hochbetagte aus dem Wagen und betrat elastischen Schrittes das neue Heim der Schule. Der Unterrichts- Minister von Puttkamer mit seinen Räten: dem Unterstaatssekretär von Gossler, den Ministerialdirektoren Greif! und de la Croix u. a. empfing den Monarchen; der Minister stellt ihm die Aufgestellten vor. Nachdem der Kaiser auch die eingeladenen und erschienenen Gäste, darunter Graf Moltke und der Gouverneur von Berlin, begrüsst, begab man. sich, der Kaiser rüstig voransteigend, hinauf zur Aula. Beim Eintritt des 600 Sitzplätze bietenden, mit den lebensgrossen Bildsäulen der acht Hohenzollernschen Regenten, vom Grossen Kurfürst bis zum Kaiser Wilhelm I. geschmückten gewaltigen Raumes, stimmte der Schülerchor das „Salvum fac regem“ an. Dann hielt zuerst Minister von Puttkamer eine Ansprache und hierauf Direktor der Dr. Schaper die eigentliche Festrede, in der er in kurzen, kräftigen und doch erschöpfenden Zügen die Geschichte der Anstalt vor den Zuhörern vorüberführte. Als hierauf der Chor: „Nun danket alle Gott“ gesungen, erhob sich der Kaiser von
dem Sessel; er schritt einige Schritte vor und sprach zu dem Festredner und der ganzen Versammlung und wandte sich dann an die Schüler noch bsonders mit den Worten: „Es sei zu Ihnen gesprochen, die Sie
*) Globus. 72. Bd. 1897. S. 876.