296
11. (8. ausserordentl) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
Unter dem Jnbelmf der Schüler entfernte sich der dreiundachtzig- jährige hohe Herr in grader Haltung, festen Schrittes ging er einher, in lebhafter Unterhaltung mit dem Direktor Schaper. Man sah ihm keine Ermüdung an. —
Und nun zur Gründung des Joachimthalschen Gymnasiums und einer kurzen Schilderung seiner Geschicke.*)
Durch Urkunde vom 24. August 1607 wurde von Kurfürst Joachim Friedrich zu Joachimsthal die fürstliche Schule gegründet, bestimmt, den befähigten Söhnen seiner Unterthanen den Weg zum erfolgreichen Besuch der Universität zu bahnen.
Der Ort, welchen er für die Schule auswählte, lag in der Mitte ausgedehnter Wälder auf einem Rücken am Grimmitzsee in der Mark. Ein Haus, das der Kurfürst für sich hatte bauen lassen, nebst der daneben liegenden Kirche und mehrerer bis dahin zur Glashütte gebrauchten Gebäude schenkte er der neuen Schule und liess die noch fehlenden Baulichkeiten sofort herstellen. Aus den Zinsen eines von ihm hergegebenen Kapitals von 40000 Thalern sollten die Gehälter der Prediger, Lehrer und Beamten bezahlt werden. Durch Zuwendung jährlicher bedeutender Lieferungen von Feldfrüchten und Schlachtvieh wurde für den Unterhalt der Lehrer und Schüler gesorgt. Auch der letzteren Bekleidung wurde vorgesehen. So hatte das Amt Grampzow ausser 100 Wispeln Roggen, 100 Wispeln Gerste, 25 Wispeln Hopfen, 3 Wispeln Erbsen, 3 Wispeln Buchweizen - Grütze, 1 Wispel Gersten - Graupe, 400 guten alten Hammeln und Schnittschafen, 1 Schock Schweinen auch 36 gute schwarze ruppinische Tücher den Knaben zur Kleidung zu liefern. Die Amtsschreiber in Zehdenick wurden angewiesen, ausser 300 Thaler jährlich „drey Ballen Papier“ aus der von dem Kurfürsten daselbst gegründeten Papiermühle „so unter die armen Knaben auszuteilen“ nach Joachimsthal zu schaffen. Ein Kapital wurde ferner zum Ankauf eines Dorfes, welches die Fuhr- und Handdienste leisten sollte, bestimmt; die Schule erhielt auch freies Bau- und Brennholz und die Fischerei-Gerechtigkeit auf den benachbarten Seeen. Der Kurfürst schenkte endlich der Anstalt eine Bibliothek, welche von den Lehrern und Schülern benutzt, sorgfältig verwaltet und beständig vennehrt werden sollte. In dem Schulgebäude, einem zweistöckigen Hause, befand sich zur ebenen Erde das Convictorium und daneben die Wohnung des Schul Verwalters, im oberen Stock die drei Klassenzimmer für Prima, Sekunda und Tertia. Unmittelbar am Schulhause stand die Kirche, welche durch eine kleine Mauer mit zwei Häusern verbunden war, in der Alumnen wohnten. Ihre
*) Mit Benutzung des Abschieds der Joachimsthaler von dem alten Hause. Von C. Schaper. Aus den Symbolae Joachimicae. Festschrift des Kgl. Joachimsth. Gymnasiums. Aus Anlass der Verlegung der Anstalt veröffentlicht von dem Lehrer- Kollegium. II. Teil. 8. 295 ff.