Heft 
(1898) 7
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Das Königl. Joachimsthalsche Gymnasium.

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Regel. Die Schüler trugen lange bis weit über das Knie gehende Stulpenstiefeln, gelbe lederne Reinkleider und grosse Hüte. Die Schüler der unteren Klassen mussten sich von den Primanern und Sekundanern alles gefallen lassen. Fremde und Vorübergehende wurden häufig be­leidigt. Es war nichts Ungewöhnliches, dass die älteren Alumnen des Abends in grossen Gesellschaften Tabak rauchten, Bier im Übermass tranken, rohe Studentenlieder sangen, oft ganze Nächte zusammenblieben und Karten spielten. Das alles brachte die Schule in üblen Ruf in der ganzen Stadt.

Meierotto stellte zunächst die Disziplin w ieder her. Ein Übelstand war, dass die Alumnen keinen Raum hatten, in dem sie sich in der Freizeit ergehen konnten. Als zwei au das Gymnasium stossende Ge­bäude in der lleiligengeiststrasse feil wurden, hinter welchen sich ein bis an die Burgstrasse erstreckender, geräumiger, freier Platz befand, erreichte es Meierotto, dass König Friedrich Wilhelm II. für 30 000 Thaler (90 000 Mark) die beiden Häuser kaufte und den Platz dem Gymnasium schenkte. Das geschah 1790.

So hatte das Joachimsthalsche Gymnasium einen Spazier- und Spielplatz. Kr wurde mit einer Mauer umgeben, geebnet und mit Grassamen besäet. Ringsum an der Mauer entlang wurden Aka­zien, Platanen, Kastanien und Ilollunderbäume gepflanzt und auf dem inneren Raum mehrere Geräte zu gymnastischen Übun­gen nach Anleitung von Guts- Muts Gymnastik angebracht.

Nach den bezüglichen Umbauten hatte das Gebäude das neben­stehende Aussehen erhalten.

Meierottos weiteres gesegnetes Wirken hier zu schildern muss ich mir versagen. Er starb 1800. Es folgte als Rektor Snethlage bis 1826, ihm der treffliche August Meineke von 1826 bis 1857. Er war in Schulpforta vorgebildet und behielt diese Schule in treuestem Andenken.

Sein Nachfolger war Kiessling bis 1872 und dessen Nachfolger Dr. Schaper, ^ der am 6. Oktober 1888 tief betrauert starb. Wälu-end seines Direktorats geschah der Neubau des Gymnasiums und der Umzug in das jetzige herrliche Gebäude.

Bevor ich das alte Gymnasium verlasse, möge mir verstattet sein, zweier Erlebnisse zu gedenken, die zu demselben in gewissem Sinne in Beziehung stehen und bei denen ich persönlich beteiligt war.

Zunächst will ich bemerken, dass in Abwesenheit eines Lehrers,

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