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11. (8. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
aus vollem Herzen, so laut Ihr könnt: Seine Majestät, Kaiser Wilhelm, er lebe hoch! hoch! hoch!“ Und es klirrten die Fenster von diesem jugendlich kräftigen Hochrufen. Dann sagte ich: „Merkt Euch,
Jungens, diesen Tag und diese Stunde, Ihr seid die ersten Schüler in Deutschland, die ein Hoch auf den Kaiser ausgebracht haben.“
Auf der Stelle, auf der sich die Turnhalle befand, erhebt sich jetzt der mit der steinernen Kaiserkrone geschmückte Prachtbau an der linken Ecke der Kaiser Wilhelmstrasse! —
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Gebäude.
Das Hauptgebäude hat eine Länge von 280 m und zerfällt in drei Teile: den Mittelbau, den nördlichen und südlichen Flügel. Der erstere enthält die grössten Säle der Anstalt: die Bibliothek und darüber die Aula, der nördliche Flügel das Gymnasium, der südliche das Alumnat. Die nördliche Ecke bildet ein das Hauptwasserreservoir enthaltender Turm. Mit dem Alumnat steht in unmittelbarer Verbindung der Speisesaal, die „Kommunität“; unter ihr liegt die Alumnatsküche, daneben der Wirtschaftshof, die Waschanstalt, das Maschinenhaus und die Dampfmaschine, welche das Wasser aus Brunnen in die Wasserreservoirs und das anstossende Schwimmbassin pumpt.
Neben der Badeanstalt befindet sich die Krankenstation. Daran schliesst sich, dureh einen Weg getrennt, die Turnhalle. Vor ihr liegt der Turnplatz. Nördlich von ihm ist eine Kegelbahn. Fünf Villen, jede zu zwei Lehrerwohnungen eingerichtet, liegen im Umkreis. Der Kaufpreis des Grundstücks betrug gegen 800 (MX) Mk. Später wurde noch ein anstossendes Grundstück erworben und als Spielplatz benutzt. Dadurch ist das ganze Grundstück durch die Kaiser-Allee, Schaper- und Meierottostrasse vollständig umgrenzt.
Es sei nun noch etwas eingehender des Turnens und der Turu- und Badeeinrichtungen gedacht.
Die ersten Anfänge der Gymnastik an dem Joachimthalschen Gymnasium gehen, wie bereits bemerkt, auf Meierotto und das Jahr 1790 zurück, nachdem bereits Professor Villaume 1787 auf die Notwendigkeit der Körperbildung hingewiesen hatte. Der Nachfolger Meierottos, Sneth- lage, war kein besonderer Freund der gymnastischen Kunst, umsomehr Direktor Meineke, der auch bewirkte, dass von 1829 ab 20 Alumnen halbjährlich ausgewählt wurden, um bei Eiselen zu turnen, und dass auch der Spielplatz der Anstalt mit Turngeräten reicher ausgestattet wurde.
Seit 1837 wurde der Turnunterricht in der Anstalt selbst auf dem Spielplatz und in einem aus zwei Klassenzimmern hergestellten Saal erteilt. Turnlehrer wurde Lübeck, unter der Oberaufsicht Eiselens. 1845 wurde der Unterricht auf sämtliche Schüler, auch die Hospiten (Stadtschüler) ausgedehnt. Turnlehrer wurde der Adjunkt, spätere Professor Schmidt, der bei Eiselen 1844/45 einen Turnkursus durchgemacht hatte.