Heft 
(1898) 7
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12. (9. ausserordentl.)Versammlung des VII. Vereinsjahres.

des Architekten des Hauses, des uns Berlinern allen vornehmlich seit der Gewerbe-Ausstellung 189(5 so vorteilhaft bekannten Herrn Professor Hoffacker begleitet sein werde.

Herr Ernst Koerner begrüsste die Erschienenen und gab mit Herrn Karl Hoffacker im Laufe der Führung durch die imponierend angelegten, prächtig ausgestatteten Räume die nötigen Erklärungen. Wir können dieselben nicht besser wiedergeben als mit den Worten, welche Ernst Koerner in der Festversammlung am 15. sprach.

Nacli jahrelangem Streben, nach unerfüllten Hoffnungen von Gene­rationen hat nunmehr der Verein Berliner Künstler sein eigenes Heim in der Reiehshauptstadt Berlin sich gegründet. Möge es sich gestalten als Mittelpunkt unseres Kunstlebens, eine Pflanzstätte deutscher Kunst zum Heile der Künstler und der Kunstentwickelung in Berlin! Der Freude sei der heutige Tag geweiht, aber ebenso der Dankbarkeit gegen­über Denen, die vor uns in Wahrheit den Grundstein zu diesem Werk gelegt und seine Ausführung vorbereitet haben. Die Entwickelungs- geschichte des Künstlerhauses ist auch gleichzeitig die Geschichte des Vereins. Aus ihr treten hervor der Tag der Gründung, der 19. Mai 1841, der Tag der Verleihung der Korporationsrechte, der 19. Februar 1867, ferner der 1. Mai 1891, an welchem Seine Majestät der Kaiser die internationale Jubiläumsausstellung des Vereins Berliner Künstler eröffuete, und der heutige Tag.

Unter dem Einfluss des Regierungsantrittes des kunstliebenden Königs Friedrich Wilhelm IV. erwachte in der Berliner Künstlerschaft das Bestreben, sich zusaminenzuschliessen, und so wurde am 19. Mai 1841 der Verein Berliner Künstler unter dem Vorsitz Pudors gegründet. Seinem Wirken war es zunächst zu danken, dass die Museen dem Publikum auch Sonntags geöffnet wurden. Im Jahre 1848 bildete sich das Künstlerkorps zum Schutze des Königs, und ein Jahr später wurde die erste Ausstellung des Vereins eröffnet. Die Einnahmen wurden zu zwei Dritteln zu Unterstützungen verwendet, das letzte Drittel floss in die Vereinskasse, aus der Darlehen gegeben wurden. Schon damals erfreute sich der Verein hoher Gönner. Die Prinzessin von Preussen und ihr Gemahl Prinz Wilhelm waren die ersten Donatoren des Vereins. Eine Sterbekasse richtete der Verein erst 1857 ein. Schon in den ersten Jahren erwachte das Streben nach einem eigenen Heim, ohne aber Erfüllung zu finden. 1850 schlossen sich alle Berliner Künstler vereine zusammen und weihten am 22. Juni ihr gemeinsames Vereinslokal, Unter den Linden 23, ein. Ein erster Aufruf für ein Künstlerhaus wurde im Jahre 1859 erlassen. 1864 konnte der Verein nach dem Verkauf von Kunstwerken dem Kronprinzen 4000 Thaler für die Ver­wundeten überreichen. Um dieselbe Zeit wurde der Antrag gestellt, der Staat möge aus seinen Mitteln 150 000 Thaler für Kunstzwecke anwenden;