Heft 
(1898) 7
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12, (9. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

mentalen Schmuckes im Hause. Sehr hübsch ist die Verglasung des Oberlichts. Der Saal hat an einer Schmalwand eine Bühne, an der anderen eine Empore, die auf zwei Säulen ruht. Über der Empore hat Max Koch Baldur gemalt, der, auf Wolken herabschwebend, das Licht zur Erde bringt. Gelungen ist die märkische Landschaft mit ihren Kiefern und Birken, die das erste Sonnenlicht vergoldet.

Ein Speisesaal und ein hübscher Damensalon schliessen sich dem Saal an. Übrigens kann auch das ganze Haus für festliche Veranstal­tungen benutzt werden. Im Souterrain liegt ein behaglicher Kneip- raum, dunkel getäfelt und in heiteren Farben ausgemalt. Neben ihm befinden sich die Spielzimmer. Auch die Bibliothek ist hier in einem würdigen Raum untergebracht. Aus dem Kneipraum tritt man in einen kleinen Hof, der ganz romantisch aufgeputzt ist: die Wände sind mit grünen Schlingpflanzen überzogen, ein Brunnen und Statuen stehen auf dem Rasen, von der Wand schaut ein fröhlicher St. Lukas, von Bar- lösius gemalt, herab.

Die Brandenburgia besichtigte zuerst die Künstlerkneipe, die zwei Kegelbahnen und die Bibliothek und nahm dann die geweihten Räume in Augenschein, in welchen eine Ausstellung von Ölgemälden, Aquarellen und Kupferstichen in die künstlerischen Bestrebungen der Gegenwart hineinführte. Der grosse Festsaal in seiner edlen, vornehmen Einfach­heit wurde allseitig bewundert.

In den Nebenräumen desselben und in den eine Stiege höher be- legenen Klubräumen versammelten sich hierauf die Teilnehmer, um zu konstatieren, dass die bewährte Hustersche Küche auch unter ihrem neuen Ökonom Herrn Brandt nichts von ihrem alten Ruf und Ruhm eingebüsst hat.

Wir aber schliessen mit den Worten, die der heilige Lukas, der Schutzpatron der Maler, bei der Begrüssung der Gäste gelegentlich des erwähnten Einweihungsfestmahls sprach:

Drum, himmlische Wächter mit feurigem Schwert,

Von dieses Hauses Pforte wehrt,

Wer nicht draussen liess Dünkel und Neid,

Hoffahrt und Missgust, Herrschsucht und Streit!

Lasst mir herein nur fröhliche Alten,

Die mit der Jugend Zusammenhalten;

Schüler, die edle Meister ehren;

Jünger, die lernen, bevor sie uns lehren;

Vor allem ehrliche Arbeit leisten Und höchster Ziele sich erdreisten;

Die nicht suchen, was der Partei,

Nein, was dem Ganzen dienlich sei;

Nicht was uns trenne, nein, was uns eine:

Treuliche Söhne der Kunstgemeine!