Kleine Mitteilungen.
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Bouquet ab und sandte es mit seiner Karte an die Gattin des im Polizeibureau als Chef waltenden Beamten. Daraufhin sind seine Oleander unbehelligt geblieben. Heutzutage erbittet man für Solche die Erlaubnis beim Polizeipräsidium.
Kleine Mitteilungen.
Der „Totschlag“ in der Oranienburger Forst. Ein „Totschlag“
(„toter Mann“), der trotz der Nähe Berlins wenig bekannt zu sein scheint, liegt in der Oranienburger Forst — am Wege, der von Birkenwerder nach Wensickendorf führt. Er hat fast dieselbe Entfernung von folgenden drei Ortschaften: Wensickendorf (4,5 km), Birkenwerder (5,4 km) und Summt (4,8 km). Am leichtesten findet man ihn, wenn man von Birkenwerder aus zunächst das liebliche Briesethal aufwärts wandert. Nach einer Stunde erreicht man die sogenannte „Steinerne Brücke“, über welche der Waldweg Summt — Oranienburg führt, während der bisher benutzte Promenadenweg im Briesethal weiter nach Forsthaus Zühldorf (seit 1895) geht. Der Oranienburger Weg ist nun von der Brücke aus etwa 1 km weit (10 Minuten) in ^ 5 — nördlicher Richtung zu verfolgen. Man kommt dabei an zwei Rieseneichen 'T >/ ‘ 3V 9 vorüber, deren eine einen Umfang von 5 m besitzt. Zunächst erblickt man ' ?
rechts am Wege einen hölzernen Wegweiser und bald darauf einen kleinen —*
steinernen mit der Inschrift: Zühlsdorf 4,7 km, Borgsdorf 5,9 km, Lehnitz 5,5 km, Summt 4,2 km. 5 Minuten weiter steht am Wege Summt—Oranienburg bezw. Lehnitz ein zweiter steinerner Wegweiser, welcher uns den Weg nach Oranienburg (7,3), Summt (4,8), Birkenwerder (5,1) und Wensickendorf (4,8 km) zeigt. Von hier aus hat man den Weg nach Wensickendorf etwa 3 — 4 Minuten zu verfolgen; dann erblickt man links hart am Wege vor einer starken Kiefer einen Reisighaufen von 1 m Höhe und 3 Schritt Länge.
Die Kiefer selbst ist in l'/j m Höhe durch ein eingeschnittenes Kreuz (17/10 cm) bezeichnet; in gleicher Höhe sind noch 3 kleinere Kreuze von gleicher Form angebracht.
Kreuze und Rcisighaufen machen uns die Stelle kenntlich, an welcher vor vielen Jahren ein Viehhändler im Walde ermordet wurde. Es ist auch heute Sitte, dass der Vorübergehende einen Zweig auf den Haufen wirft, wie mir mehrere Personen aus Wensickendorf und Zühlsdorf auf Befragen mitteilten. Niemand vermochte mir aber zu sagen, warum man das thue.
Eine Arbeiterfrau aus Zühlsdorf erzählte dagegen, an jener Stelle sei eine Semmelfrau erschlagen und das Gestell, welches dort den Weg schneidet, heisse deswegen das Semmelgestell.
Ein vom Volksmunde als „Semmelstell“ oder „Semmelgestell“ bezeich- netes Gestell kommt freilich in jener Gegend auch vor; es liegt aber weiter östlich; es verdankt indessen seinen volkstümlichen Namen nicht der Erinnerung an eine grausige Mordthat, sondern vielmehr dem Umstande, dass