Heft 
(1898) 7
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Kleine Mitteilungen.

ehedem die von Oranienburg nach Wensickendorf wandernde Semmelfrau dasselbe benutzte. So entstehen Namen. Man denke dabei an die Bezeich­nungGrossmuttergründe beim Forsthaus Schmetzdorf (nordwestlich von Bernau), die sich sogar auf der Generalstabskarte findet. Dieser geheimnis­volle Name ist auch nur dadurch entstanden, dass dort vor etwa 50 Jahren an dieser Stelle die imAltenteil lebende Försterswitwe einen kleinen Ge­müsegarten besass, der sich aber als so unfruchtbar erwies, dass man den Grund mit Tannen bepflanzte, wobei der noch jetzt im Forsthaus Liepnitz lebende Förster Specht geholfen hat. Die Totschlagsstelle Hisst sich auch vom Forsthaus Wensickendorf (am Oberlauf der Briese) gut finden, wenn man das Gestell, welches dicht beim Förstergehöft (Ostseite) beginnt, in nördlicher Richtung etwa 1 km weit verfolgt. Nachdem zuletzt eine grosse Waldblösse in Rechtecksform passiert ist, stösst man unter rechtem Winkel auf den Weg, der von Wensickendorf nach Birkenwerder führt. In 15 Mi­nuten erreicht man von hier aus nach Westen wandernd den Totschlag.

Die Bezeichnung einer Mordstelle durch ein in einem Baum geschnit­tenes oder gehauenes Kreuz ist, wie es scheint, vielfach gebräuchlich. Bei dem von mir beschriebenen Totschlag bei Grimnitz (Monatsblatt VI, No. 5 und 10) stand ehemals auch eine Kiefer mit eingehauenem Kreuz.

An einer Stelle im Walde zwischen Zühlsdorf und Basdorf steht noch heut eine Kiefer, in welche ein Kreuz (37/20 cm) eingehauen ist. Dort hat sich vor 12 Jahren ein Soldat, namens Schröder, erhängt. Der Baum ist leicht zu finden; er steht dicht am Wege, der von Zühlsdorf nach Basdorf führt, etwa 1 km von Zühlsdorf, 1000 Schritt von der Stelle, wo der Wald beginnt. Da, wo sich der Weg gabelt, hat man die Strasse rechts ein­zuschlagen.

Schröder, der Sohn eines Zühlsdorfer Arbeiters, war schon als Kind ein eigensinniges Muttersöhnchen; auch später wollte er niemandem ge­horchen. Seinem Meister entlief er aus der Lehre; höchst ungern wurde er Soldat. Als die Mutter schwer erkrankte, äusserte er, wenn sie stürbe, würde auch er nicht mehr lange leben. Die Mutter starb und der Sohn er­schien zum Begräbnis. Beim Abschied begleitete ihn die Braut bis zum Walde. Nachdem er dann seinen Weg ein kurzes Stück allein fortgesetzt hatte, erhängte er sich an einer Kiefer. Mutter und Sohn liegen auf dem alten Kirchhof in Zühlsdorf begraben. Die Braut hat bald einen anderen gefreit; sie war, wie eine alte Zühlsdorferin mir sagte, zu vernünftig, um sich die Sache zu Herzen zu nehmen. Südlich von der Unglücksstelle steht an dem­selben Wege, doch näher an Basdorf, ein anderer Baum, an dem sich einst ein Handwerksbursche erhängt hat. Aber sei es nun, dass die Bewohner von Basdorf weniger zu pädagogischen und moralphilosophischen Betrach­tungen neigen, als die Zühlsdorfer, oder sei es, dass die Motive für die un­glückselige That des Handwerksburschen sich ihnen nicht enthüllten oder zu einfache waren, genug, diese Mordstelle wurde nicht gezeichnet.

Berlin, 30. Juli 1898. Otto Monke.

Seerosen-Wurzeln als Kuhfutter. Bei der Sonntagsexkursion des Märkischen Museums am 7. August 1898 gewahrten wir im Oderberger