Heft 
(1898) 7
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1:}. (4. orilentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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mit welchem er Anordnungen durch Zeichensprache ausdrückte, gleich­zeitig aber Beteiligte und Unbe­teiligte sicli vom Halse halten konnte.

Der fleis'sige Märkische Forscher Herr Carl Lücke hat in No. 3',) desBär vom 24. v. M. S. 400 mehrere Angaben zusammengestellt, welche jetzt wieder aktuelles In­teresse erhalten.

Beispielsweise hat unser Kam- mergericht in vergangenen Jahr­hunderten wiederholt der Pest wegen nach nicht infizierten Orten verlegt werden müssen, z. B. im Jahre 1611 nach Bernau, wo im Rathause die Sitzungen abgehalten wurden. Aber schon früher hatte man Neu-Ruppin als provisorischen Sitz des höchsten märkischen Gerichtshofes erwählt, und zwar vor 300 Jahren. Eine handschriftlicheNotiz besagt darüber

Folgendes:Ao. 1598 hat die Pest an vielen Orten der Mark Branden­burg sehr gewüthet, und da auch die beiden Städte Berlin und Cöln davon angestecket worden, ist auf Seiner Churfürstlichen Durchlaucht Johann Sigismunds befehl das Cammergerichte hierher nach Ruppin ver­leget worden, und hat der Hr. Vice-Cancellarius I). Christophorus Benken- dorf in Thomas Vilitzeus Hause, des seligen Richters, logiret, der Kammergerichtsrat Christof von Bern hat in Jacobi Krielen Hause ge­wöhnet. Es ist zwar umb eben dieselbe Zeit auch hieselbst die Pest eingerissen, dass davon in die 40 liäuser angestekket worden und bis im Jauuario 1599 bei 153 Personen daran gestorben, derselben ohngeachtet aber und weil die contagion sehr bald wieder gelegt, ist dennoch Cammergericht gehalten worden. Alte Chronisten nennen dieses Jahr 1598 alsein von der Peste in der Mark sehr anrüchiges Jahr, und dies nicht ohne Grund, denn in diesem Jahre starben z. B. in der Neu­stadt Brandenburg 1809 Personen an der Pest,welche sich auch schon im vorigen Jahre etwas merken lassen, und in diesem zwar zu Anfang sicli nicht sonderlich hervorgethan, aber mense Augusto und Septembri so stark um sich gegriffen, dass man täglich 25, 30, auch wohl 40 Todte gezehlet. In Treuenbrietzen starben 1598 in ganz kurzer Zeit 40 Men­schen an der Pest; in Strausberg ist ao. 1598 an der Pestnicht allein der Caplan, sondern auch der (märkische G^ichtsschreiber) Angelus ge-

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