Heft 
(1898) 7
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13. (4. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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mittel aber ist täglich dreimaliges, je einstündiges Schwitzen,wodurch das Gift von dem Herzen getrieben werde. Wenn aber am 3. oder 4, Tage rote, blaue oder schwarze Feuerblasen erscheinen, so werden dafür keine Medicamente angegeben,weil diese alsdann einen Medicum oder Chirurgum erfordern, die meisten Mittel alsdann auch vergebens seien.Bei welchen sich aber Beulen ereignen, die haben nicht allein zur Genesung schon bessere Hoffnung, sondern können auch solche leichter und mit geringen Mitteln heilen, zu welchem Zweck verschiedene Arten von Umschlägen (gebratene Zwiebel, Honig mit Seife, namentlich aber eine abgetrocknete, in Essig gebeizte Kröte) empfohlen werden. Von einer Absonderung der Kranken und der Vernichtung der An­steckungsstoffe, worin jetzt der sicherste Schutz gesehen wird, ist keine Bede. Im Gegenteil gebot die Rücksicht auf Verwandtschaft und Freundschaft und die allgemeine Christenpflicht nach der Auffassung des 17. Jahrhunderts zahlreiche Krankenbesuche für die Kranken selbst oft die grösste Belästigung, für die Verbreitung der Seuche das wirksamste Mittel und schliesslich noch eine möglichst umfängliche Beteiligung an der Leichenfeier und dem Begräbnis. Zieht man daneben die gesamten hygienischen Zustände der Städte mit ihren engen, schmutzigen Strassen und den noch schlimmeren Höfen in Betracht, so ist nur zu begreiflich, dass die Pest in der Regel nicht unter einem Drittel der Einwohner, zeitweilig einen erheblich höheren Anteil hin­raffte, Dörfer aber bisweilen völlig ausstarben. In Guben erlagen z. B. vom August 1632 an über 2000 Menschen. Mit ziemlicher Sicherheit konnten die Geistlichen darauf rechnen, ein Opfer der Seuche zu werden, wie in dem bezeichneten Jahre geschah, da von ihnen lange Kranken­besuche, namentlich bei den wohlhabenden Familien, erwartet wurden. Aus diesem Grunde war zur Aushülfe entweder (wie in Guben im 16. und 17. Jahrhundert) ein eigener Pastor pestilentiarius eingesetzt, der später von 171061 in ruhigen Zeiten bei der Schule als Auditor amtierte, oder der Geistliche eines Patronatsdorfes wurde, wie der Pastor zu Gossmar für Luckau, zugleich im Nebenamt für diese Stelle bestimmt.

5) Diskussion über den Neidkopf zu Berlin.

In der letzten Sitzung wurde anlässlich des Vortrags des Herrn R. Mielke wegen vorgerückter Zeit die Diskussion

über den Neidkopf,

an welcher sich ausser Herrn Robert Mielke die Herren P. Ascher- son, E. Friedei, Ferdinand Meyer und Maass beteiligten, abge­brochen und auf den heutigen Abend verschoben.

Herr E. Friedei macht hierzu folgende Mitteilung:

Ich lege zunächst den Vortrag über den Neidkopf vor, welchen Louis Schneider im Verein für die Geschichte Berlins am