13. (4. ordentl.) Versammlung des Vif. Vereinsjahres.
329
bezeichnet Johann Martin Schuster inv. und „Georg Philipp Rugendas, Bürger und Battaglien-Mahler von Augsburg sculpsit et excudit“. Dieser dem schwedischen Reichstags-Abgesandten Storre in Regensburg gewidmete Stich stellt den siegreichen Karl XII. von allegorischen Figuren umgeben dar. Vor dem Pferde liegt die Gestalt des Neides in der Figur eines hässlichen halb entblössten alten Weibes, der Kopf zum Teil mit Schlangenhaar, und die Büste ähnelt ganz auffallend der künstlerischen Auffassung, aus welcher unser Neidkopf hervorgegangen.
Dergleichen Neid-Köpfe, über deren eigentliche Bedeutung ich meine Äusserung gleich abgeben werde, sind auch in Berlin bereits anderweit bekannt. So lege ich Ihnen den Konsolstein des Märkischen Museums Kat. X, 452 vor, aus rotgebranntem Ziegelthon, einen lebensgrosseu weiblichen Kopf mit tierisch spitzen Ohren darstellend, welcher die Zunge hervorbläkt und im Hause Spandauer Strasse 49 beim Abbruch als Klamotte vermauert vorgefunden worden, etwa aus dem 14. Jahrhundert, von Herrn Kustos Rud. Buchholz in seinem „Verzeichnis der im Märkischen Provinzial-Museum befindlichen Berlinischen Altertümer“ S. 49 abgebildet. Dies ist ein blosser Kopf und hier w'äre die Bezeichnung Neidkopf wirklich angebracht.
Ausserdem tritt bei uns, namentlich vom Aufschwung der Baukunst und der Steinmetzkunst im 17. Jahrhundert ab, das wirkliche Medusenhaupt über den Haupteingangsthüren, gewöhnlich als Schlussstein des Gewölbebogens (daher mit schmälerer Basis und nach unten abgeschrägten Seiten) auf.
So lege ich Ihnen den Schlussstein, Kat. X. 131, des Märkischen Museums vor. Sandstein, die Stirnplatte mit einem drohenden von Haarschlangen umringelten Gesicht, das die Zunge bläkt. Ende 17. oder Anfang 18. Jahrhunderts. Befand sich als Bogenschlussstein über dem Portal des 187b abgerissenen Hauses Neu Kölln am Wasser No. 14.
Als die Brandenburgs am 19. September 1896 Klein-Machnow besuchte, wurde auch das Schlosshof-Portal besichtigt, welches ebenfalls einen „Neidkopf“ in Form eines Medusenhauptes besitzt; ob derselbe mit dem darüber befindlichen weiblichen Kopf, der mehr lose oben auf das Sims des Portals gestellt ist, der Absicht des Bildhauers nach zusammenhängt, mag dahin gestellt bleiben. Als ich mit Herrn Rektor Otto Monke und Herrn Dr. Kossinna zusammen am 10. d. M. das Portal an Ort und Stelle besichtigte, machte es mehr den Eindruck auf mich, als sei die höchst wahrscheinlich einem der berlinischen Festungs- thore aus der Zeit des Grossen Kurfürsten entnommene sandsteinerne Ornamentik derartig angeordnet gewesen, dass das Medusenhaupt nach aussen blickte, nach der Wetterseite, weshalb es stärker verwittert ist, als der behelmte Kopf, welcher dagegen nach der mehr geschützten inneren Seite (Stadtseite) des Portals befestigt gewesen sein mag.