Heft 
(1898) 7
Seite
349
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Kleine Mitteilungen 349

M g. h. vnd frawen an fischwerck geschickt*) Anno 61.

M. g. h./a T. Muscheln, 6 Dorske, 8 Krebse, den letzten

Oktober 61.19 ß 6 4

M. g. h. von 1 T. Muscheln aus befelch Vorrat Priens

den 15. Novombr., wollte J. f. g. verschigken. . . . 23 ß Vor 1 T. Muscheln, vff m. g. h. schreyben Kleinsorgen zu-

gestelt 26 Novembr., solte nach dem Berlin . . . 23 ß Vor 1'/, T. Muscheln vff Peter lackeyen fordern, nham

ehr mit na Berlin am Abent Lucie 61.35/3

Vor 1'/, T. Muscheln, als/a T. m. g. h. na Güstrow vnd die 1 wolt m. g. h. na Cechelin**) schicken, am

tage lichtmesse.34 ß

Vor 2 T. aussei essen Muscheln vff m. g. h. schreyben bei peter kleinsorgen, Sontags Esto mi 62 solde zum Berlin, die andere nach Cechelin. 44/3

Der Geheime Archivrat Dr. Lisch schliesst seine Mitteilung mit folgen­den Sätzen:

Noch jetzt kommt hin und wieder ein Gericht guterMuscheln nach Wismar auf den Tisch. Die bekannten Seemuscheln des salzigen Meeres, die Auster (Ostrea edulis) und die Herzmuschel (Cardium edule) sind längst aus dem Kattegat und den südlichem Buchten und Meerengen durch Verringerung des Salzgehalts verschwunden, obgleich sie dort vor undenk­licher Zeit gelebt haben müssen, wie die ungeheuren Massen von Schalen dieser Muscheln in den dänischen Kjökkenmöddings und unterseeische tote Austerbänke beweisen. Nur die Miesmuschel hat sich noch selbst im braki- schen Wasser gehalten, zugleich ein Beweis, dass das Wasser des wismar - schen Meerbusens im Laufe der Zeiten nicht sehr viel süsser geworden sein wird.

Diese Worte Lischs bedürfen der Berichtigung. Die Herzmuschel, so­wohl die typische Form Cardium edule L. als auch die schiefe Form Cardium rusticuin Chemnitz, ist noch immer an den mecklenburgischen wie preusschen Küsten und zwar in ungeheuren Massen lebend, so zwar vorhanden, dass sie die eigentliche Strandmuschel bildet, welche jedermann zuerst ins Auge fällt und deshalb auch den Kindern vorzüglich als Spielwerk dient. Die Herzmuschel geht sogar bis in die entschieden brackischen und versumpften Gewässer hinein, wie ich z. B. auf Hiddensöe bei Kloster, auf dem Dars am Barther Bodden, auf Rügen bei Lauterbach, in der Ryek- mündung bei Greifswald u. s. w. beobachtet habe. Die Herzmuscheln sind aber verkümmert und klein geworden, so dass sie keine Beachtung als

*) Dorske=Dorsch (westpreussisch Pomuchel Gadus callarias L. Krebse: gemeint dürfte der breite Tasehenkrebs sein (Cancer paghrus), der mehre Pfund schwer wird, in der westlichen Ostsee zwar noch vorkommt, aber selten und klein ist. Bekannt ist, dass Friedrich der Grosse diesen Krebs und einen andern, die Meerspinne, Maja squinado, trotz des Widerspruchs der Aerzte gern und zu seinem Schaden verspeist.

**) Cechelin=Zechlin, Flecken im Kreise Ost-Priegnitz,