14. (5. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
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zur Verfügung gestellt wurde. Der Prinz überwies ihn als ein geschichtliches Erinnerungsstück dem Märkischen Prov.-Museum, nachdem sich der Schulvorsteher a. D. Budczies, ein verdienter Märkischer Forscher, in einem Vortrage betitelt „Der Tezelkasten im Märkischen Museum und seine früheren Besitzer“ am 17. Dezember 1881 (Vortragsnummer 512) im Verein für die Geschichte Berlins allerdings — aus genealogischen Gründen — abweisend zur Sache geäussert. An und für sich wäre liier eine Duplicität keine Unmöglichkeit. Der Tezelkasten des Provinzial- Museums ist transportabeler als der .Tüterboger, er ist auch gegen Feuersund Diebesgefahr mehr gesichert. Antiquarisch betrachtet dürfte der .Hiterboger Kasten, der noch gotisch stilisiert ist, älter sein. Einen Ausschlag giebt weder dieser noch jener Umstand für das Pro et Contra der Autenticität. Das Geschichtliche der Sache und damit auch der Tezel-Kasten wird stark angefochten.
Zunächst scheinen ähnliche Vorgänge bereits im Mittelalter zu dem Anekdotenscliatz der abendländischen Christenheit zu gehören, worin dem Unwillen des Volks über den Sittenverfall der Geistlichkeit Ausdruck gegeben wird. So berichtet der Mailänder Bernardinus de Busti in seiner „Rosarium“ betitelten Predigtsammlung von 1498, wie unter dem 1466 verstorbenen Herzog Franz Sforza ein Möncli lebte, der Ablass aller Sünden, vergangener wie zukünftiger erteilte; derselbe sei von einem Mailänder, welchem er für einen Dukaten Ablass für eine zukünftige Sünde verkauft, seines Geldes beraubt und, als er es dem Herzog klagte, von diesem mit der Klage wegen Sachverhalts abgewiesen worden. In Deutschland wurde diese Erzählung bekannt durch den Barfüssermönch Johannes Paul, der sie 1522 in seinem Schwankbuch „Schimpf und Ernst“ dem Bernardinus nacherzählte.
Dr. Johannes Boltes Ausführungen in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1888 S. 62 flg., denen wir diese Mitteilung verdanken, entnehmen wir noch folgendes: „Während die brandenburgischen Chronisten Andreas Angelus und Nicolaus Leutinger den Schauplatz der That in den Wald zwischen Trebbin und Jüterbog verlegen und in der Nicolaikirche zu Jüterbog noch heute der Ablasskasten gezeigt wird, welcher Tezel damals abgenommen worden sein soll, behauptet der Leipziger Valentin Schumann 1559 in seinem Nachtbüchlein 2, 33 b, Tezel sei auf dem Wege von Berlin nach Pommern von jenem Adligen überfallen worden. Der 1588 verstorbene Georg- Arnold erzählt, ein sächsischer Edelmann habe Tezel in der Nähe von Leipzig ausgeplündert, der Mönch habe sich hierauf an Herzog Georg den Bärtigen gewandt, der jedoch dem Ritter Recht gegeben habe. Auch Petrus Albinus setzt in seiner 1589 erschienenen Meissnischen Land- und Bergchronica S. 342 den Vorfall „ins Churfürsten zu Sachsen Land“,
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