Heft 
(1898) 7
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14. (5. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

andere in braunschweigisches Gebiet*), und noch andere verschweigen den Namen des Ortes und des Edelmanncs ganz, haue noch später auftretende, an die Version von Angelus und Leutinger anknüpfende Angabe, jener listige Ablasskäufer sei der Ritter von Hake auf Stülpe gewesen, wird durch die einfache Thatsache widerlegt, dass erst 1587, siebzehn Jahr nach Tezels Tode das Gut Stülpe bei Jüterbog in den Besitz derer von Hake überging.

Freilich Hesse sich trotzdem manches Belastende wider Tezel Vor­bringen. Dass er, der mit knapper Not der Todesstrafe des Siickens und Ersiiufens in Innsbruck entging, ein überbeleumdetcr Bursche war, zu dem man sich der That versehen konnte, möchte wohl niemand in Abrede stellen. Ebenso fällt es auf, dass schon so bald mach dem an­geblichen Vorfall sich der Ruf davon verbreitete; dass mehrere Tezel- kasten behauptet werden und mehrere Städte sich um dieselben sozu­sagen reissen, ist nicht verwunderlich, einer kann immerhin der echte sein. Dieselbe Reliquie welche gläubig verehrt wird, kommt an manchen Orten vor; immer behauptet der Parochus Loci, sein .Stück sei «las echte. Warum soll auch nicht Tezel mehrere Geldkästen besessen haben? Anekdotenhafte Ausschmückungen endlich kommen bei Dingen und Er­eignissen oft vor, die wir selbst noch erlebt haben, ein Körnchen Wahr­heit ist gewöhnlich dabei und es ist nicht abzusehen, warum dem un­züchtigen, habgierigen Tezel nicht etwas ähnliches irgend wo und irgend wann passiert sein soll. Fm Volk von alters her umlaufende Witze und Spässe können gerade zu der That angereizt haben. Selbst in den heutigen ultramontanen Kreisen stellt man die Verludertheit und Ver­wilderung im Klerus des 15. und lb. Jahrhunderts nicht in Abrede.

Wie unser Volk, insbesondere die Berliner, über die Geistlichkeit schon früher, im 14. Jahrhundert, dachten, davon giebt das alte Ber­linische Stadtbuch aus dem Ende des NIV. Jahrhunderts (Ausgabe von P. Clauswitz, Berlin 1888, S. 191) Auskunft.Prister und leigen werden leider seiden gute frunt. Dat komt von der papen gyricheit und unkuschheit. Wen dy unkuschlie.it sy let, so liebben sy yn sik alle girichkeit. Den gyrigen batet man sere.

Schliesslich sei noch darauf verwiesen, dass die Sage, wie sie der Volksmund giebt, sich bei W. SchwartzSagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg in der 1. Auflage Berlin 1871. S. und 97, in etwas veränderter Zusammenstellung in der III. Auflage (1895) S. 88 und 89, beide Male unter der Überschrift findetEin märkischer Junker­streich oder der betrogene Tetzel.

Wie man über den Tezelkasten denken möge, jedenfalls ist die Nachbildung der Jüterboger Schatzlade recht wohl gelungen. Ein intelli-

*) Auch zu Helmstedt im Braunschweigischen wird ein Tezel-Kasten gezeigt. E. Fr.