14. (6. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahves.
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bergen in unserer Heimat) befreit zu haben. Zwar hatte schon Bernhardi i. ,1. 1832 die Anhäufungen nordischer Geschiebe bei uns als Moränen einer vom Nordpol ausgegangenen Vergletscherung erklärt, doch waren seine Anführungen vergessen worden, auch Tor eil kannte sie nicht, als er am 3. November 1875 in der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft zu Berlin zum ersten Male die Inlandeistheorie für Norddeutschland aussprach und wissenschaftlich begründete. Unter Vorlage mehrer von ihm an demselben Tage in Rüdersdorf aufgefundenen, geschrammten Muschelkalkplatten führte er aus, dass hier echte Gletscherschrammen vorliegen und dass der auf den Schichtenköpfen lagernde und im ganzen norddeutschen Flachlande ebenso wie in Dänemark und Südschweden verbreitete Geschiebemergel nur als die Grundmoräne eines von Skandinavien ausgegangenen Inlandeises zu erklären ist, welches das Ostseebecken erfüllte und sich bis an den Rand unserer Mittelgebirge vorschob. Prof. Walinshaffe erzählt in einem lichtvollen Vortrag (Naturwiss. Wochenschrift 1898 Nr. 48 und Zeitschrift für praktische Geologie, Dezember-IIeft 1898), er werde niemals den Eindruck vergessen, den die völlig neue Lehre auf alle Anwesenden machte. Die meisten älteren Geologen hielten die Annahme einer so ausgedehnten, mächtigen Inlandeisdecke für ganz ungeheuerlich. Trotz des lebhaften Widerspruchs, der Toreil anfänglich widerfuhr, hat seine Lehre sich überall Bahn gebrochen, so dass sie für Nordeuropa als allgemein angenommen gelten kann, wobei sie durch James Geikies Aufsehen erregende Schriften über das grosse Eisalter (The Great Ice Age) und das vorgeschichtliche Europa (Prehistoric Europe. A geological sketch) wirksainst unterstützt worden ist.
h. Culm-Sandsteinplatte aus dem Steinbruch bei Hundis- leben unweit Magdeburg, mit durchgehenden, einsetzenden und auskeilenden Gletscherschrammen. Von Herrn Pütz 1898 photographiert. Ungemein anschauliche Aufnahme von Glazialspuren auf hartem Material als unser Muschelkalk, zur Vergleichung und Demonstration vorzüglich geeignet.
i und k. Die fossilen Sumpfcypressen-Wälder in den tertiären Braunkohlenschichten bei Gross Räschen, Kreis Calau, sind mehrfach Gegenstand der Besprechung bei uns, unter Vorlegung von Ausgrabungsstücken und Photographien gewesen.*) Herr Pütz überweist die drei heut vorgelegten von ihm in diesem Jahre neu aut- genommenen Photographien als Geschenke. Ein Bild aus der durch die aus ihr gewonnenen Briketts berühmten Grube Ilse zeigt uns einen in der Brauukohlenschicht aufrecht stehenden Stamm der Sumpfcypresse (Taxodium distichum var. miocenica), dessen riesige Verhältnisse man
*) Brandenburgia, III. 212 flg. 270 flg. IV. 147 u 285 flg.