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14. (6. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
aus der Vergleichung mit dem danebenstehenden Bergmann (Häuer) schätzen kann. Die zweite Photographie zeigt uns die Baumstümpfe des-Cypressenwaldes im Liegenden der Braunkohlengrube Marie 11 bei Gross-Häschen und das dritte Bild einen gewaltigen wagerecht liegenden Taxodiumstamm inmitten derselben Grube.
1 und m. Das Dorf Tremmen im osthavelländischen Kreise, ab Station Etzin der Kleinbahn Nauen—Ketzin von mir und der Pflegschaft des Märkischen Museums am 13. November 1898 besucht, zeichnet sich durch eine ungewöhnlich stattliche mittelalterliche rotbacksteinerne gotische Kirche aus. Zwei damals von Herrn H. Maurer aufge- nommene Photographien bestätigen dies. Die eine zeigt eine Vollansicht der Kirche, welche zwei stattliche Türme äufweist; beide haben Zwiebelkuppeln, so dass man sich nach Oberbayern oder Tirol versetzt glaubt. Die zweite Photographie stellt die berühmte sogenannte Wendenkanzel dar, einen balkonartigen Ausbau am Giebel der Aussenwand der Kirche zwischen den Türmen. Die Sage erzählt, dass die verachteten Wenden nicht in die Kirche zu den Deutschen hineingedurft hätten, deshalb Aväre ihnen von der offenen Kanzel aus nach dem Kirchhof, auf welchem sie sich versammelt, gepredigt worden. Es ist dies auch wieder die phantastische volkstümliche Deutung einer ungewöhnlichen Sache, nämlich einer Kanzel aussen an der Kirche, unbedeckt, unter freiem Himmel. Man nimmt aber richtiger an, dass diese Kanzel bei der Firmelung seitens des Weihbischofs von Brandenburg benutzt worden sei und dass sich unterhalb der Kanzel die Firmlinge mit ihren An- gehörigen versammelt haben, weil die Volksmenge in der Kirche keinen ausreichenden Platz fand. An der Kirche, aber nur an der rechten Seite des Hauptportals unter der Wendenkanzel, befinden sich aus katholischer Zeit eine Menge der bekannten künstlich eingeriebenen halbkugeligen Näpfchen und einige Schleif-Längsrillen, teils in Kerbenform von gerad- schneidigen Beilen herrührend, teils in der Form, dass eine beiderseits zugespitzte Cigarre hineinpassen würde.
Durch Zufall bemerkte ich gegenüber der Apsis der Kirche an der nach Bahnhof Etzin führenden Dorfstrasse einen etwa V a m hohen weiss- lichen Sandsteinwürfel, der einstmals sorgfältig behauen, jetzt ziemlich abgewittert ist und auf der Oberfläche eine Menge der zuletzt geschilderten cigarrenartig vertieften Schleifrillen aufweist. Dieselben müssen aus alter Zeit stammen, denn sie sind teils mit Erde ausgefüllt, teils mit grünlichem Moos überwachsen. Ein Dutzend etwa ist gut erhalten. Auf schriftliche Anfrage erhielt ich von Herrn Pfarrer Dr. W. Lindemann in Tremmen hierüber folgende Auskunft. „Ueber den betreffenden Stein kann ich leider trotz aller Nachforschungen eine befriedigende Auskunft nicht geben. Alte Urkunden sind hier nicht vorhanden; wenn sie vorhanden waren, sind sie wahrscheinlich im Jahre 1797, wo das Pfarrhaus ein