Heft 
(1898) 7
Seite
377
Einzelbild herunterladen

14 . (5. ordent).) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

377

die Ablagerung die Dicke von 2 cm, und in 5000 Jahren hat sie die Mächtigkeit eines Meters erreicht. In Wirklichkeit ist übrigens die jährlich abgesetzte Kalkmasse gewiss noch grösser, weil sich den Kalk­schuppen auch noch die Schalen von Wasserschnecken, Muschelkrebsen etc. beimengen, ln der That wurde dadurch, dass die in einem Jahre von zwanzig Stöcken des genannten Potamogetons abgelösten Kalkschuppen, inbegriffen verschiedener Beimengungen, einem Drucke von 3000 Atmo­sphären ausgesetzt waren, ein Stück Kalkstein von 4 Quadratcentimeter Umfang und 8 Millimeter Dicke gewonnen.

Tn grossen Mengen habe ich die Anhäufungen von Armleuchter­massen am Ufer des Paarsteiner Sees bei Pelitzwerder, im Mellen­see hei Zossen und den Seeen bei Sperenberg bemerkt.

Die Wasserpflanzen des Scharmützel haben den Kalk teils inner­lich (vital) aufgenommen, teils äusserlich in Inkrustationsform. Je mehr die Pflanzen hierdurch erstickten und abstarben, bildeten sich um sie z. T. die von ihnen gebildeten Hohlräume anfüllend*) die weiclien Kalk­massen zu jenen Gebilden aus, die eineiseits an die terrestrischen Osteocolla, andrerseits an die fluviatilen Sinterbildungen erinnern. Wo diese Bildungen sehr gedrängt standen, schlug sich und schlägt sich denn der Prozess ist noch nicht abgestorben**) Kalkbrei so massig nieder, dass grössere, durch Druck plattenartig ausgebildete Steine ent­stehen. Manche Sumpf- nnd Wiesenerze bilden sich noch jetzt in ähnlicher Weise bei uns (z. B. in einem Graben beim Brieselang nahe Haltepunkt Finkenkrug, nicht selten in eisenhaltigen Mooren der Niederlausitz).

Allein neben der Pflanzenwelt kommt bei der Bildung des Saarower Kalksteins auch die Tierwelt in Frage. Eine Andeutung findet sich schon in dem Citat aus Kerner. Der See enthält ungeheure Mengen von Schnecken und Muscheln, deren Gehäuse nach dem Tode des Weichtiers ein Spielball der Wellen und der auf lösenden Wirkung der Kohlensäure werden. Dazu gehören namentlich Muscheln der Gattungen Sphaerium (besonders Sph. corneum), Pisidium, Unio, Anodonta und Dr eissensia, sowie Schnecken der GattungenLimnaea, Planorbis, Paludina, Bithynia, Valvata und Neritina. Zerrieben bilden dieselben einen Brei, ein im Wasser treibendes Plankton, ein bald salben­artiges bald teigiges Magma, welches in die stilleren Teile des Sees ge­trieben und durch die kalkholden Pflanzen zunächst nur mechanisch

*) Gerade -wie bei den altalluvialen und diluvialen Höhlen-Kalktuffen von Thüringen, welche in Berlin zu Aquarien, Springbrunnen, Beeteinfassungen u. dgl. dienen.

**) Namentlich beim Quell-Tuff. Eine dgl. Tuffsteinquelle in Freienwalde a. O. von mir erwähnt Brandenburgia II. 219, eine andere beim Elysium in der Märkischen Schweiz nahe Buckow.