Heft 
(1898) 7
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14. (5. ordentl.) Versammlung des VIT. Vereinsjahres.

Y Der NameMosaik ist aus demOpus musivum, mit welchem

die Römer das Glasmosaik bezeichneten, entstanden.

Ursprünglich nur eine Specialbenennung für diesen Kunstzweig, versteht man heute alle diejenigen Flächendekorationen darunter, welche aus einzelnen Stoffteilen mineralischer, pflanzlicher oder tierischer Natur zusammengefügt sind.

Mosaik ist demzufolge jeder Flächenschmuck, welcher aus zusammen­gesetzten und mit einem Bindemittel auf eine Unterlage befestigten ein­zelnen Körpern besteht. Je nach der Verschiedenheit dieser Körper unterscheidet inan Stein- oder Plattenmosaik, Thon- und Ziegelmosaik, Holz-, Leder-, Perlmutter- uud schliesslich Glasmosaik.

Unsere Betrachtung soll heute vorzugsweise dem Glas- und Stein- bezw. Marmormosaik gelten, also dem eigentlichen Mosaik der Monumen­talkunst; sämmtliche sonst genannten Techniken sind nur Abarten und kommen weniger, oder nur in untergeordneter Rolle in Betracht.

Die Technik des Mosaiks ist uralt; Ägypter, Griechen, Römer, Mauren, Inder, übten sie. Schon in der Bibel im Hohenlied Salomonis 3,10 wird von demlieblich gepflasterten Boden der Sänfte Salomos gesprochen und Plinius erzählt ebenfalls von demOpus musivum, der musivischen Kunst.

Ursprünglich wurde das Mosaik nur für die Ausschmückung der Fussböden benutzt und zwar waren es ausschliesslich natürliche Steine, in der Hauptsache Marmor, welche das Material dazu hergaben.

Dasselbe wurde dazu verwendet um zunächst einfache symmetrische Teppichmuster damit auszuführen; doch ging man bald dazu über, reichere ornamentale und auch figürliche Einlagen anzubringen.

Der 1829 entdeckte Fussböden der Vorhalle des Zeustempels zu Olympia, dessen Entstehung dem 5. Jahrhundert v. Chr. angehört, ist bereits in der angedeuteten Weise entwickelt. Als Material hierzu sind rohe, rundlich geschliffene Kiesel des benachbarten Flusses verwendet und zwar ist die Farbengebung eine sehr einfache; in der Hauptsache schwarz, weiss, gelb und grüngrau.

Neben dem Motiv des gestickten Teppichs wird aber auch das Mattengeflecht als Vorbild angewandt, in welches häufig Ranken, Blumen, Rosetten und dergleichen zur Belebung eingestreut sind.

Der zur Blütezeit der römischen Weltmacht sich entwickelnde Luxus übte aber auch auf die Mosaikkunst einen wesentlichen Einfluss aus und vielfach wurde die Grenze des stilistisch Erlaubten überschritten, indem man Objekte für die Bilder des Fussbodens wählte, deren durch Farbenmodellierung, Schlagschatten und perspektivische Zeichnung her­vorgebrachte lebenswahre Plastik für Wandgemälde geeignet erscheint.

Aus dieser Periode stammt der, in dem sogenannten ungefegten Hause zu Pegamos, von dem Mosaikkünstler Sosus ausgeführte Fuss-