Heft 
(1898) 7
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Wagner,Zur Geschichte und Technik des Mosaiks.

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boden, welcher zur Zeit im Museum des Lateran aufbewahrt wird. Das mit diesem Mosaik geschmückte Zimmer oder Haus erhielt seinen Namendas ungefegte weil der Künstler die Reste und Abfälle der Mahlzeit und was man sonst auszukehren pflegt, (als sei es zurück­gelassen worden) aus kleinen, zum Teil künstlich gefärbten Steinchen nachgebildet hatte. Man sieht hier Gemüse, Früchte, Krebsschalen, Fischgräten, eine an einer Nuss nagende Maus und dergleichen.

Im Museum des Kapitols wird sodann ein Bild aufbewahrt, das Kapitolinische Taubenmosaik, welches eine mit Wasser gefüllte Schale darstellt, auf derem Rande vier Tauben sitzen, von denen eine trinkend das Wasser mit dem Schatten ihres Kopfes verdunkelt. Eine Arbeit von wunderbarer Naturwahrheit und Schönheit, welche der Villa des Hadrian entstammt.

Als drittes, bekanntestes Prachtstück der Antike ist die Alexander­schlacht zu nennen, welche sich augenblicklich im Museum zu Neapel befindet und welches 1831 als Fussbodenmosaik in der Casa di Fauno, zu Pompeji, aufgefunden wurde. Es wird angenommen, dass das Bild den Sieg Alexanders des Grossen über Darius bei Isos darstellt.

Ebenso besitzt unser Berliner Museum aus dieser Periode ein gleich­falls in der Villa des Hadrian aufgefundenes kostbares Bild, den Kampf von Centauren mit Tigern darstellend.

Auch nur annähernd die in den verschiedenen Museen aufbewahrten Mosaikbilder aufzuzählen, würde zu weit führen; jedoch sind es meist Fnssbodenmosaiken, welche uns überliefert worden sind, während solche, die zum Schmucke der Wände dienten, sehr wenig Vorkommen. Nur in Pompeji sind einige Wandmosaiken aufgefunden, die meist im Stile der bekannten pompejanischen Wandmalereien ausgeführt sind.

Das bisher für Mosaikarbeiten zur Verwendung gelangende Material besteht fast ausschliesslich aus Marmor und sonstigen in der Natur vor­kommenden Steinen, zum nicht geringen Teile, wie ich auch schon be­sonders anführte, aus Kieseln.

Erst unter dem Kaiser Augustus kamen nachweislich allgemein Glasflüsse zur Anwendung und jetzt erst beginnt mau in grösserem Um­fange die Wände mit Mosaiken zu schmücken.

Besonders war die frühchristliche Periode der Ausbreitung des Mosaiks günstig und in der christlichen Basilika feierte dasselbe seine höchsten Triumphe. Die Mosaiken bedecken in den kirchlichen Gebäu­den namentlich die Kuppeln, die Nischen der Apsiden und bilden grosse, friesartige Streifen an den Wänden und zwischen den Fenstern, wäh­rend man sich bei Fussböden meist auf die Wiedergabe geometrischer Muster beschränkt.

Namentlich ist es das Gold- und Silbermosaik und gelegentlich auch das Perlmutter, welches das Innere der Kirchen mit wunderbarem,