Heft 
(1898) 7
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14. (5. ord&ntl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Iu den daneben aufgestellten Mosaiken sehen Sie einen Versuch unsererseits, die alten Vorbilder in Technik, Material, Form und Farbe genau wieder zu geben und ich glaube versichern zu können, dass dieser Versuch sehr gut gelungen ist.

Hierbei möchte ich noch erwähnen, dass die meisten der alten Mosaiken keineswegs nur aus Glasflüssen ansgeführt sind, sondern dass neben Glas, hauptsächlich für die Fleischteile, Marmor zur Anwen- düng kam.

An den beiden Nachbildungen können Sie die Verwendung dieser zwei verschiedenen Materialarten deutlich verfolgen. Sämtliche dunklen und ausgesprocheneren Farben sind Glasflüsse, während die zarteren und helleren Töne aus Marmor bestehen.

Vom 13. Jahrhundert an beginnt in Italien sich jener Umschwung fühlbar zu machen, welcher die Renaissance zeitigte, und die Arbeiten in der Tribuna der alten Peterskirche, in der Kirche S. Maria Maggiore, sowie in S. Maria di Trastevere zu Rom, diejenigen im Baptisterium zu Florenz, ferner in den Domen zu Spoleto und Siena lassen den Einfluss dieser neueren Bestrebungen deutlich erkennen.

Aus dieser Zeit ist auch die Familie der Cosmaten in Italien zu erwähnen, deren Hauptthätigkeit darin bestand, kleinere Architekturen, Kanzeln, Altäre, Säulen, Bischofssitze etc. mit einem zierlichen geome­trischen Mosaikornament zu überziehen, eine Technik, welche unter dem NamenCosmatenmosaik bekannt ist.

In Deutschland wurden schon zur Zeit Karls des Grossen Mosaiken durch italienische Künstler ausgeführt und zwar hauptsächlich am Aachener Dom, dessen Octogon, unter Anlehnung an die alten Formen jetzt wieder erneuert werden soll, und zwar nach den Entwürfen von Prof. Sehaper in Hannover.

Im St. Veitsdome zu Prag ist im 14. Jahrhundert das jüngste Ge­richt hergestellt und auch an der Marienburg in Westpreussen wurde zu derselben Zeit das noch jetzt gut erhaltene Bild der Madonna (eine Figur von ca. 9 in Höhe) und am Dome zu Marienwerder ein Mosaik, die Leiden des hl. Johannes darstellend, ausgeführt.

Gerade diese letztere Arbeit hat für uns ein besonderes Interesse, als wir augenblicklich mit der dortigen Kgl. Baubehörde wegen der Restaurierung derselben in Vei'bindung stehen.

Die Zeiten der Hochrenaissance im 16. Jahrhundert hatten noch ein kui'zes Aufflackern der bereits im Niedergange befindlichen Mosaik­kunst in Italien zu Folge. Nach Entwürfen von Tizian und Tintoretto wurden am S. Marco zu Venedig prächtige Arbeiten ausgeführt; sie konnten aber ihren Verfall nicht mehr hindern.

X Das Mittelalter wandte sich mehr der Frescomalerei zu;

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