396
14. (5. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
auch die fast unübersehbare Reihe vor Jahrtausenden entstandener Wandmalereien sind Funde, welche erst die seit Champollion systematisch betriebene Aegyptologie seit mehreren Jahrzehnten wieder ans Licht brachte und fast täglich neu aufdeckt. Da, wo die alten Aegypter der freien Luft ausgesetzte Darstellungen an Tempelwändeu und sonstigen Monumentalbauten für- angemessen erachteten, griffen sie zu Meissei und Spitzhammer und gruben ihre Bildwerke und Schriftzeichen in die härtesten Steinarten ein, die ihre Ausdauer gegen alle atmosphärischen Einflüsse bis zur Stunde auf das Evidenteste dargethan haben.
Überhaupt begegnet man von jeher überall da, wo die Malerei^ auftritt, dem Bestreben, derselben Schutz gegen Wind und Wetter zu gewähren. Ein sehr bekanntes Beispiel dieser Art sind die Malereien in der IIcuxiX») der „bunten Halle“ zu Athen und in derselben besonders die von Cornelius Nepos dem Herodot nacherzählte Ehrung des Miltiades durch ein die Schlacht bei Marathon verewigendes Gemälde. Dass es sich dabei um wirkliche Malerei und nicht etwa eine Darstellung in Reliefs gehandelt hat, ergiebt sich aus dem von dem römischen Schriftsteller gewählten Ausdruck: „cum pugna depingeretnr Mara- thonia“, und dass es farbige und nicht etwa blos Konturenbilder waren, deutet der Name der Halle, die ausdrücklich die „bunte“ hiess, überzeugend an. Aber eine Halle ist es, welche das Gemälde umschliesst, und ohne den durch eine solche gewährten Schutz glaubten die alten Künstler auch in dem milden Klima von Hellas ihre Fresken nicht lassen zu dürfen. Hätte man damals das Glas-Mosaik gekannt, man würde das Denkmal der Helden von Marathon zweifellos mittels dieser einzig dauerhaften monumentalen Malerei geschmückt haben.
Die Mosaiktechnik war nun zwar wieder vorhanden, aber dass wir nach Italien gehen mussten um die Entwürfe unserer Künstler in diese einzig haltbare Technik umzusetzen, war zweifellos ein grosser Übelstand und dem Bestreben diesem abzuhelfen, verdankt die Deutsche
- Mosaik-Anstalt ihre Entstehung.
Ich komme so von selbst zur Beantwortung der Frage, die schon häufig, auch in diesem Kreise, an uns gestellt ist, wie wir eigentlich auf den Gedanken „Mosaik anzufertigen“, gekommen sind und wie die ganze Entwicklung unserer Anstalt sich zugetragen.
Ich glaube daher mehrfachen Wünschen entgegenzukommen, wenn ich auch hierüber einen kurzen Ueberblick gebe.
K Als Inhaber eines Ateliers für dekorative Malerei hatten wir Gelegen
heit zu beobachten, dass fast alle zur Anwendung gelangenden Maltechniken wie Öl, — Kasein, — Mineralmalerei etc., sobald dieselben den Einflüssen der Witterung, oder auch nur dem Wechsel der Temperatur ausgesetzt waren, nicht Stand halten und im gemeinschaftlichen Suchen nach einer Methode, welche geeignet war die Malereien haltbarer zu