Heft 
(1898) 7
Seite
397
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Wagner,Zur Geschichte und Technik des Mosaiks 11 . $97

machen, kamen wir immer und immer wieder auf die Mosaiktechnik, als die bewährteste von allen seit altersher, zurück.

Was lag näher als der Gedanke, diese Technik, die schon im grauen Altertume bekannt und in hoher Blüte gestanden, die sodann Jahrhunderte lang fast vergessen, in der zweiten Hälfte dieses Jahr­hunderts von Dr. Salviati in Venedig aufs neue ins Leben gerufen und zu hohem Ansehen und weiter Verbreitung gebracht worden war, auch hier in Deutschland einzuführen; wo zwar eine Reihe von hervorragen­den Mosaikarbeiten von eben dem Dr. Salviati in Venedig ausgeführt, das Interesse für diesen herrlichen Kunstzweig wachgerufen hatte, wo aber einer verbreiteteren Anwendung der Übelstand entgegenwirkte, dass wir nach dem Auslande gelten mussten, wenn wir unsern Monumental­ltauten einen Mosaikschmuck angedeihen lassen wollten.

Hin sicher sehr umständlicher und zu gleicher Zeit kostspieliger Weg!

Der Gedanke war da; allein die Ausführung!

Sicher waren wir nicht die ersten, welche eine Einführung des Mosaiks in Deutschland ins Auge fassten, aber vor den Schwierigkeiten, welche der Ausführung dieses Gedankens entgegenstanden, waren die meisten zurückgewichen.

Nicht so wir; gerade der Umstand, dass wir so zu sagenkeine Ahnung von Mosaik hatten und nicht im geringsten die Schwierig­keiten kannten, welche mit der Beherrschung dieser Technik verbunden waren, gab uns, in Gemeinschaft mit dem inzwischen ausgeschiedenen Herrn Wiegmann, den Mut, an die grosse Sache heranzugehen.

Die erste Hauptbedingung, die sich uns zur Zeit schon mit Natur­notwendigkeit aufdrängte, war die Beschaffung des Materials und nach­dem wir uns überzeugt hatten, dass wir dasselbe hier in Deutschland nirgends bekommen würden, beschlossen wir dasselbe selbst zu ver­fertigen. Ein kühnes Beginnen, wo keiner von uns fachmännische Kenntnisse in der Glasfabrikation besass !

Nach einigen primitiven Versuchen, die zu naiv waren, als dass ich dieselben hier näher erläutern möchte, gelang es uns durch das Studium von Specialwerken über die Glasindustrie, einen klareren Über­blick über den zu beschreitenden Weg zu erhalten.

Nach unseren eigenen Entwürfen (Herr Puhl ist Ingenieur) erbauten wir uns in einer Feuerwerkstätte in der Ackerstrasse zu Berlin einen kleinen Schmelzofen und hier war es, wo wir durch gemeinschaftliches, ununterbrochenes Arbeiten vom Frühjahr 18S9 bis zum Sommer 1890 uns die elementaren Vorbedingungen aneigneten, welche zum Schmelzen von Mosaikgläsern erforderlich sind.

Hand in Hand mit den täglichen praktischen Versuchen gingen eingehende Studien über alle einschlägigen Specialwissenschaften be­sonders der Chemie und vor allen waren es die Königl. Bibliothek und