Heft 
(1898) 7
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11. (5. ordentl.') Versammlung des VII. Vereinsjahres.

diejenige des Kunstgewerbemuseums, deren Werke unseren Wissensdurst stillen mussten. Heim Suchen nach technischen Schriften fielen uns im Kunstgewerbe-Museum auch die in den .Jahrbüchern des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses veröffentlichten Untersuchungen des Prof. Schwarz i. Graz über Analysen und Synthesen venetianischer Gläser in die Hände, und diese sind es besonders, welche uns auf dem beschrittenen mühevollem Wege ein ganz Stück vorwärts brachten.

Wie viel körperliche und geistige Arbeit, wie viele Strapazen, Mühen und Sorgen dazu gehörten, um die ersten greifbaren Resultate zu erlangen, das zu erzählen, würde zu weit zu führen; nur das Eine möchte ich bemerken, dass wir beide, Herr Puhl und ich, ohne irgend welche Unterstützung durch Hilfskräfte arbeiteten, also unsere eigenen Maurer, Chemiker, Heizer, Schmelzer und Glasmacher in einer Person darstellten und dass uns zu gleicher Zeit nur sehr spärliche Mittel zur Bestreitung unserer Versuche und unseres Lebensunterhaltes zu Gebote standen, welche zum grossen Teile aus dem, zwischen Wiegmann und mir fortgeführten Dekorationgeschäfte bestritten wurden.

Aus den zum Teil noch mangelhaften Glasflüssen, welche »ns im Frühjahr 1890 zu Gebote standen, fertigten Puhl und ich, nach einer Zeichnung Wiegmanns, einen Kopf an und erst nach Vollendung dieser zwar primitiven, aber selbst nach unseren jetzigen Anschauungen immer­hin beachtenswerten Leistung traten wir an die Öffentlichkeit, während wir bis dahin die ganze Sache in das tiefste Geheimnis, selbst unsern Freunden gegenüber, gehüllt batten, was nicht wenig zu ganz eigenartigen Mythenbildungen beitrug.

Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses war die erste In­stanz, welcher wir, aus einem gewissen Dankbarkeitsgefühle heraus, unsere Absicht, Mosaik zu machen, vortrugen; aber leider fanden unsere diesbezüglichen Bemühungen kein Gehör und das Kgl. Kunstgewerbe- Museum bezw. die Direktion desselben, Herren Prof. Ewald und Geh. Reg.-Rat Prof. Lessing waren die ersten, welche uns ermutigten auf dem beschrittenen Wege weiter zu gehen. Auf Anraten dieser Herren mach­ten wir uns dabei, ein im Museum befindliches Mosaik, einen thronen­den Christus in antiker Auffassung darstellend, zu kopieren, nachdem wir zuvor auf dem jetzigen Grundstücke in Rixdorf, auf welches wir durch ein Inserat aufmerksam geworden waren, durch den Feuerungs­techniker Herrn Ingenieur Dralle, demselben welcher zur Zeit die Glashütte in Stralau erbaute, unsern noch heute stehenden Glasofen hatten errichten lassen

Unendliche Schwierigkeiten stellten sich uns auch hier noch in den Weg, und besonders war es die ungeheure Hitze, welche der Ofen aus­strahlte und von welcher Sie gelegentlich Ihres Besuches im Sommer einen kleinen Eindruck empfangen haben, die uns die Versuche an