Heft 
(1898) 7
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Wagner,Zur Geschichte und Technik des Mosaiks*.

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schnelle Abkühlung und ausserdem eine ganze Reihe von Zufälligkeiten erschweren diesen Teil der Arbeit stets und machen ihn mitunter vollends vergeblich.

Ist der Schmelzprocess soweit gediehen, wie dies der Meister wünscht, dann wird die flüssige Masse auf einer Hebeldruckpresse in runde Kuchen oder Fladen von 510 mm Stäike gepresst und letztere einem mehrtägigen Kühlverfahren ausgesetzt.

Sind sie nun zum Gebrauch fertig, so zerteilt man die Platten auf einer Stahlschneide mit einem ebenfalls geschärften schweren Hammer in Streifen und Würfel, wobei die geübte Hand des Arbeiters die Haupt­sache thut. Man benutzt zum Teilen dei\Fladen auch ein kleines Stahl­rad, welches ähnlich gehaudhabt wird, wie bei gewöhnlichem Glase ein Diamant.

Eine ganz besonders subtile Behandlung erheischen die hellglänzen­den Gold- und Silberwürfel, deren Verwendung für das Mosaik von jeher von grosser Bedeutung war.

Man verwendet hierzu starkes Blattmetall, welches zwischen zwei Glasschichten, ein hauchdünnes Deckglas und ein stärkeres Unterglas eingeschmolzen wird.

Durch Färben des dünnen Deckglases kann das Gold bezw. Silber be­liebig nüanciert werden, wodurch mau jene so reizvollen Effekte erzielt, welche mit keiner Vergoldung irgend einer Art sonst je zu erreichen sind.

Die Glaswürfel sind das Material, dessen sich der Bildsetzer be­dient. Früher arbeitete er nach Vorlage und Aufriss an der zu deko­rierenden Fläche, indem er die farbigen Stückchen direkt an Ort und Stelle in den nassen Putz eindrückte. Dr. Salviati hat die Arbeit auf das Reissbrett verlegt. Ein Bogen massig starken und festen Papiers trägt je nachdem die schwarz oder in Farben angelegte Zeichnung, lind auf diese befestigt der Künstler mittelst einer Mischung von Kleister und Leim die Pasten. Das dadurch entstehende Bild ist ein Spiegelbild der Darstellung, welche das Mosaik am Orte seiner endgültigen Ver­wendung zeigen soll. Denn die dem Papier aufliegende Bildfläche ist später dem Beschauer zugekehrt. Nach Vollendung des ganzen Werk­stückes wird dasselbe nämlich an der papierfreien Seite mit einer nassen Cementlage überzogen und mit dieser an die mit einem gleichen Über­züge versehene Fläche, an welcher das Mosaik haften soll, angedrückt und mit derselben fest verbunden. Wird dann das Papier durch Waschen entfernt, so bietet das Mosaik das ursprünglich beabsichtigte Bild dar. Die Vorteile dieser Herstellung, welche die manuelle Arbeit ungemein erleichtert und die Versendung der fertigen Bilder und Dekorationsstücke ermöglicht, bedürfen keiner näheren Erläuterung.

Zu bemerken ist noch, dass die Oberfläche des Mosaikbildes nicht die gepresste Seite der Glaswiirfel, sondern die muscheligen Bruchflächen

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