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16. (6. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
7jährigen Kriege, wie vielleicht bereits in früheren Kriegen, in Anwendung, nämlich auf der Elbe abwärts, von Sachsen nach Magdeburg. Um hier gleich vorzugreifen, erwähne ich, dass auch in den Kriegen zu Anfang des 19. Jahrhunderts mehrfach derartige Wassertransporte stattfanden*). So wurde nach der Schlacht bei Pr. Eylau (8. Februar 1807) von den zum Teil mit Schlitten nach Königsberg gebrachten Verwundeten und den dazu gekommenen zahlreichen Ruhr- und Typhuskranken, die zusammen über 18(HX) betrugen, eine Anzahl derselben zu Wasser über das Frische Haff, durch die Nogat, Weichsel, den Bromberger Kanal u. s. w. zum Teil bis nach Berlin geführt, teilweise aber schon in Elbing, Marienwerder, Bromberg, Ciistrin evacuiert. Sechs Jahre später, 1818, fand ein ähnlicher Transport von 850—4(X) Verwundeten aus der Schlacht an der Katzbach auf der Oder und Spree nach Berlin statt, wo sie an der Weidendammer Brücke ausgeladen wurden. Das gleiche Verfahren kam auf der Elbe, dem Main, dem Rhein, der Maas, auch in Süddeutschland auf der Donau und dem Neckar, in Oesterreich auf der Mur und in Frankreich auf der Seine und Marne, sowie auf den Kanälen der Niederlande in den Jahren 1818, 14, 15 vielfach zur Anwendung.
Die hervorragendsten Feldärzte, die während des 7jährigen Krieges an der Spitze der Preussischen Kriegschirurgie standen, waren, ausser dem schon genannten Schmucker, noch Bilguer und Flieden, welche unter dem Titel 1., 2., 8. General-Chirurgus die Verwundetenpflege bei den einzelnen Armeen leiteten. Zum General-Stabs-Feldmedicus seiner sämtlichen Armeen hatte der König 1700 seinen ersten Leibmedicus, den Geh. Rat, Direktor aller medizinisch - chirurgischen Angelegenheiten, Dr. Cothenius, ernannt. Letzterer liess sich angelegen sein, bei den im Kriege auch sehr zahlreichen innerlich Kranken gegen die Anhäufung derselben an einzelnen Orten, also für die sogen. Kranken- zerstreuung, zu wirken, während Bilguer, ganz im Geiste der neueren Chirurgie, durch möglichste Vermeidung vom Amputationen ein Vorläufer der konservativen Kriegschirurgie war.
Gleich vom ersten Schlesischen Kriege an finden wir, dass eine Anzahl von Verträgen zwischen den Kriegführenden zum Wolde der in Feindeshand gefallenen kranken und verwundeten Soldaten und der angemessenen Behandlung des in gleicher Lage befindlichen Sanitätspersonals, der Feldgeistlichen u. s. \v., abgeschlossen wurden, Verträge, wie sie in grosser Zahl schon in früheren und auch in späteren Kriegen sich finden, bis auf die neue Zeit und bis auf die eine ähnliche Tendenz verfolgende Genfer Convention von 1864, die bekanntlich das Rothe Kreuz
*) E. Gurlt, Zur Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege im Kriege. Leipzig 1873. S. 847, 853.