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lß. (ß. ordentl.) Versammlung <le8 VT1. Vereinsjahres.
zur Ausführung gebracht. Zum ersten Male befanden sicli seit 1795 bei den Feldlazaretten auch auf Federn ruhende Krankenwagen, nach englischem Muster erbaut. In demselben Jahre hatte Gürcke*), nach dem Beispiel der Josephs-Akademie in Wien, eine umfassende militärärztliche Lehr- und Bildungsanstalt, unter dem Namen „Chirurgische Pepinit're“, in’s Leben gerufen. Dieselbe erhielt ihren Sitz zunächst in einem Flügel der grossen Artilleriekaserne, an der Ecke der Georgen- uud Universitätsstrasse, seit 1824 aber auf dem Georgeschen Grundstück in der Friedrichstrasse, wo die Austalt, die 1818 die Namen „Medizinisch-chirurgisches Friedrich Wilhelm-Institut“ und 1895, bei ihrem 100jährigen Stiftungsfeste, „Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“ erhielt, sich noch heute befindet. 1811 war zu dieser Anstalt noch die „Medizinisch-chirurgische Akademie für das Militär“ getreten, um nach der Ende 1809 erfolgten Aufhebung des Collegium medico-chirurgicum, dessen Professoren die Lehrer der mili- tärärztlichen Zöglinge gewesen waren, unabhängig von der 1810 in Berlin gegründeten Friedrich Wilhelms-Universität, ein Lehrerpersonal für jene zu sichern. Die Professoren des aufgehobenen Collegium medico-chirurgicum, von denen ich unter den Medizinern nur Ernst Horn, C W. Ilufeland, Bibke nenne, bildeten übrigens den Stamm der neuerrichteten medizinischen Fakultät, in die dann noch C. F. Graefe, Reil, Rudolphi u. a. eiutraten, während die Professoren der Naturwissenschaften, wie Hermbstaedt, Klaproth, Willdenow u. a. in die philosophische Fakultät übergingen. Nebenbei führe ich an, dass in jener Zeit Berlin sich auch verschiedener sehr beliebter Ärzte, die weder dem Militär noch der Universität angehörten, wie Formey, Marcus Herz, Ernst Ludwig Heim, zu erfreuen hatte. Um die Wende des Jahrhunderts gelang es, auch bei uns die beinahe vollständige Ausrottung einer sehr gefährlichen Volkskrankheit, nämlich der Pocken oder Blattern, die allen von denselben Befallenen Entstellung, sehr vielen aber auch den Tod brachten, anzubahnen, indem auch bei uns die wenige Jahre vorher von Jenner entdeckte Kuhpocken-Iinpfung eiugeführt wurde; um dieselbe machte sich Heim besonders verdient. 1802 wurde zu ihrer Beförderung das Ivönigl. Impfinstitut in Berlin errichtet.
Das Kriegs-Ungewitter, welches sich 1806 mehr und mehr nahte, fand die Preussische Armee wenig gerüstet, namentlich auf den zu erwartenden Winter-Feldzug nicht vorbereitet; denn wie zu Friedrichs Zeiten, wo man im Winter die Waffen ruhen liess, besass die Infanterie gar keine Mäntel und die Kavallerie hatte nur den Oberkörper deckende Radmäntel. So erschien denn im letzten Augenblick, am 30. September, als die mobile Armee bereits in’s Feld gerückt war, ein von der Re-
*) Schickert, Die Militärärztlichen Bildungsanstalten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Berlin 1895, 4°, S. 13.