Besichtigung des neuen Abgeordnetenhauses.
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dem durch lichte Farbentöne, vornehmlich Weiss und Gold, die schwer lastende Wirkung genommen ist.
Bedeutungsvolle Anziehungspunkte sind durch zwei von Hans Koberstein auf die Scliildbogenflächen der Schmalseiten gemalte Wandbilder erzielt worden, die „das gesprochene“ und „das geschriebene Wort“ versinnbildlichen. Westlich sehen wir die Rede vor dem versammelten Rat, östlich die Beratung im Schosse der Partei dargestellt. Dadurch, dass der Maler die moderne Tracht vermieden, seine Gestalten vielmehr in die prächtigen Gewänder der Renaissaucezeit gekleidet hat, ist es ihm möglich gewesen, in diesen Bildern einen besonderen, der Stimmung des Raumes angepassten Farbenreichtum zur Geltung zu bringen.
Als Mitarbeiter bei der Ausführung der Entwürfe, sowie für die Bauausführung sind die Regierungsbaumeister A. Fischer, Vohl, von Salzwedel und Werner riihmlichst hervorzuheben. Der Bureaudirektor des Abgeordnetenhauses, Geheime Regierungsrat Kleinschmidt, eine in den weitesten Kreisen beliebte Persönlichkeit, hat dem Architekten mit gutem Rat hilfreich zur Seite gestanden, leider aber die Fertigstellung des neuen Hauses nicht mehr erlebt.
Die Kosten sämtlicher Gebäude, ausschliesslich der inneren Ausstattung, werden sich nach den Anschlägen auf etwa 8 Millionen Mark belaufen, wovon 4'/s Millionen Mark auf das Abgeordnetenhaus entfallen.
Nach dem Vortrag des Herrn Gcheimrat Schulze wurde die Wanderung durch die prächtigen Räume angetreten, wobei der Wandelhalle, den Fraktionszimmern, den Ministerzimmern, dem freundlichen Erfrischungssaal, dem grossen Sitzungssaal und den übrigen Räumen bis zu der mit den neuesten technischen Verbesserungen ausgestatteten Küche bewundernde Anerkennung und die aufmerksamste Würdigung zu teil wurde.
Nach einer herzlichen Danksagung an den Meister dieses für Berlins Baugeschichte allzeit denkwürdigen Baus trennten sich die Mitglieder der Brandenburgs nur zögernd von demselben, um demnächst ihre Eindrücke und ihre Empfindungen über das Erschaute in dem Saal des Restaurant Schaper, Dessauerstr. No. 8, auszutauschen.
Kleine Mitteilungen.
Über märkische Ahorne. Von Ahornen sprechen wollen und mit einer Weide anzufangen, ist wohl eigentlich etwas Verwunderliches. Es sei indes bei der bequemen Zwangslosigkeit, die unser Verein seinen Mitteilungen gestattet und in vorliegendem Falle insbesondere mit dem brennendem Tagesinteresse der Aktualität entschuldigt.
In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar d. J. ist in Berlin die letzte jener enorm grossen Weiden gefällt worden, die lange Zeit an mehr als