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Kleine Mitteilungen.
einer Stelle der Stadt zur Zierde gereicht haben. Die in Hede stehende hatte ihren Stand am Kanal, da wo vom Schöneberger Ufer sich die Flottwellstrasse abzweigt und früher das Karlsbad blind endete. Der Baum, iiusser- lich unversehrt, hat sich als kernfaul herausgestellt und war mehrmals vom Blitz getroffen worden. Er musste, eng eingezwängt zwischen Baulichkeiten, wie er zuletzt dastand, der baumfreundliehen Tendenz unserer städtischen Gartenverwaltung ungeachtet, aus Gründen öffentlicher Sicherheit entfernt werden. Seiner ungewöhnlichen Höhe halber galt er bei manchen für eine Pappel. Derselbe gehörte der Species Salix alba, L. an, von der nicht gerade häufig ähnliche Kolosse gesehen werden. Seinesgleichen, nur noch gewaltiger, erhoben sich bis gegen den Schluss der achtziger Jahre hin, 13 an der Zahl, am Spreeufer stromabwärts vom sogenannten Unterbaum. Es waren dies die Überbleibsel jener im 18. Jahrhundert fashionablen Promenade, von welcher der heutige „Weidendamm“, jetzt ein baumloser Quai, den Namen entlehnt hat. Die ganze, überaus prachtvolle Berliner Weidenvegetation ist zuerst von Bernardin de St. Pierre, dem Dichter von Paul und Virginie, später von L. von Buch, Julius Rodenberg, Ernst Friedei und Ludwig Pietsch in rühmlichster Weise literarisch verewigt worden, wohl Grund genug, ihr auch an dieser Stelle einen Nachruf zu widmen. Unser seliger Freund Gärdt hatte infolge günstigen Urteils, welches Uber die letzte Vertreterin vom Königlichen Polizeipräsidium bei ihm eingeholt ward, das Dasein derselben noch um zwei Jahre verlängert.
In der Mark Brandenburg gehören die drei daselbst wildwachsenden Ahorne*), den bekannten mitteleuropäischen Arten angehörig, zu den vor der Kultur scheu zurückweichenden Gestalten. Berg- und Spitzahorn, überhaupt nur spärlich noch in den Waldungen vertreten, wo die heutige Forstkultur dem Mischwalde abhold, ihnen hindernd entgegentritt, erreichen kaum hie und da noch Baumgrösse, sondern verkusseln gegen ihre Natur zu niederem Strauchwerk. Allein im Zotzen bei Friesack habe ich noch Hochstämme von A. Pseudoplatanus in einiger Anzahl beobachtet. Hartnäckiger und etwas zahlreicher behauptet der Feldahorn seinen Platz. Zwar ist auch dieser zumeist zum Strauch degradiert und vermindert sich unter dem Einflüsse allgemeiner Abholzung ausserhalb des Forstareals, doch mischt er sich z. B. auf dem Alluvium des Havellandes, auch noch als ebenbürtiger Genoss unter die Hochstämme des Laubwaldes. Wer ihn eichenähnlich schauen will, den weisen wir u. a. nach Meseberg im Ruppinschen. Überall indes offenbart sich alte Ahornpracht, x - eich und bei schönster Entwickelung, in durch Menschenhand gepflanzten Park- und Alleebäumen. Nichts kann bei der Verheissung erster Frühlingstage anmutiger sein als die hellgelbprangende Blütenfülle des Spitzahorns, nichts im Sommer ansprechender als die beim Bergahorn nach vorangegangener in Abständen von mehreren Wochen, je nach den Individuen, verschiedener Entfaltung der Knospen, an Weinlaub mahnende Üppichkeit des Blätterdachs über platanen- haft rindeschälendem Stamm. Nur behufs der Strassenbepflanzung innerhalb
*) Acer Pseudoplatanus L., Bergahorn; A. platanoides L., Spitzahorn; A. cam- pestre L., Feldahom.