Heft 
(1898) 7
Seite
495
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilungen.

495

grösserer Städte halten wir beide Spezies, als an Berg- und Seelüfte ge­wohnte Vegetabilien, für ungeeignet und zwar den Spitzahorn in noch höherem Grade als den Bergahorn, da ihr Laub unter den atmosphärischen Einwirkungen von Rauch und Staub allzusehr leidet.

Man liest bei Gleditsch, jenem mit Recht berühmten Fördere]- mär­kischer Pflanzenkunde im 18. Jahrhundert, dass das jung sprossende, noch milchende Laub des Spitzahorns einen höchst angenehmen Salat abgebe. Zu versuchen. (AusMitteilungen des deutschen dendrologisehen Vereins Berlin 1894.) Carl Bolle.

Zur Geschichte der Berliner Möbel-Tischlerei ist ein sehr be­merkenswertes Belagstück dem Märkischen Provinzial-Museum von einer Enkelin des berühmten Medailleurs G. B. Loos, Fräulein A. Loos in Nieder­bronn, Eisass übersandt und geschenkt worden. Es ist ein sogenannter Schreibsekretär, dessen zahlreiche Fächer und Schubkasten einzeln durch je einen geheimen Federdruck zu öffnen sind. Die Form des Schranks ent­spricht der Luisenzeit; die aufgesetzten Bronze-Verzierungen sind nach antiken Mustern gegossen. Die Berliner gewerbliche Welt interessieren noch mehr, als der kunstvolle Schrank selbst, die ihn begleitenden alten Schrift­stücke, die sich mit ihm in der Loosschen Familie erhalten hatten. Danach hatte sich zu Berlin im Jahre 1801 einestille Gesellschaft gebildet zur Errichtung einer Fabrik und Niederlage von Meubel aller Art unter dem Titel: Manufactur und Niederlage von Meubeln und allen feinen Tischler­arbeiten aus inländischen Hölzern zu festen Preisen. Die Leitung der Fabrik übernahm der Tischlermeister J. G. Thielemann, während Loos das erforderliche Geld hergab. Fabriziert sollten werden: Sekretäre zu 36 bis 60 Thl., je nach der gewählten Holzart; Schreibtische zu 2040 Thl.; Kom­moden zu 12 24 Thl.; runde Tische 4 Fuss Durchm., 715 Thl.; Kaffee­tische 4 7 Thl.; Spieltische 6 10 Thl.; Nähtische 6 Thl.; Toilettentische 78 Thl.; Ausziehtische 10 Thl.; Notenpulte 6 Thl.; Bettstellen Paar 8 Thl ; Kleiderspinde 26 Thl.; Bücherspinde 24 Thl.; Waschtische 14 Thl.; Schenken (Büffets) 2630 Thl.; Faule Knechte 10 Thl. Alles solltezwar im Ganzen nach dem hergebrachten Geschmack gearbeitet werden, um sogleich lür das Bedürfniss des Publikums zu passen, indess soll der Geschmack soviel als möglich simplificiert und veredelt werden und die Meubel überhaupt sowohl durch innere Güte und Dauer, als auch Fleiss der Arbeit, womöglich von allen bisherigen sich auszeichnen, was sich auch auf die dazu nöthigen Arbeiten anderer Professionen erstrecken muss. Es sollten auch Möbel ganz neuer Art von allen möglichen europäischen Hölzern und nach ganz neuen Modellen, wozu man sich allenfalls Zeichnungen von berühmten Archi­tekten machen lässt, angelertigt werden. Ebenso sollten siemit künstlichem Mechanismus versehen werden, weil dergleichen den Käufer reizt und Gelegenheit giebt, der Fabrik Produkte in öffentlichen Blättern vorteihaft zu erwähnen. Mit der Fabrik wurde ein besonderes Kabinet eingerichtet, in dem alle europäischen Holzarten in zierlicher Form ausgestellt waren zu dem dreifachen Zweck:1. der Fabrik als Musterkarte zu dienen, 2. Käufer