20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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der Vorstand ihm dazu die wärmsten Glückwünsche der Brandenburgs ausgesprochen. Herr M. hat auf das Freundlichste hierfür gedankt.
IX. Adolf von Menzel f 9. d. M. Bereits sind fast zwei Wochen seit der Trauerkunde vom Abscheiden des gefeierten Altmeisters verflossen und was hat sich nicht inzwischen, in unserm gerade jetzt besonders schnell dahinrauschenden Zeitstrome alles an Erfreulichem und Unerfreulichem, an Tragischem bis zum Grausigen und Entsetzlichen zugetragen, ein Ereignis das andere gewissermaßen überstürzend! Auch ist inzwischen eine solche Fülle von Adolf Menzel-Artikeln teils biographischer, teils kritischer Natur in den Tageszeitungen und in den Fachzeitschriften erschienen, daß wir heut uns in der Brandenburgia die Frage vorlegen, ob wir in unserem heimatkundlichen Kreise über den Altmeister überhaupt noch etwas Neues vorzubringen vermögen. In jedem Falle aber wollen wir unsers Menzels als Malers und Zeichners gerade unserer märkischen Heimat gedenken. In geschichtlicher Auffassung hat er sie als Schildcrer der friderizianischen Epoche verewigt. Ich brauche nur aus jener Zeit an die Darstellungen zu erinnern von Berlin, Charlottenburg, Potsdam mit Sans-Souci, Rheinsberg, Neu Ruppin, Schwedta.0., Köpenick, Küstrin und vielen anderen märkischen Orten. Dazu die charakteristischen geschichtlichen Persönlichkeiten, Friedrich Wilhelm I. mit seiner ganzen Familie. Aus diesen turmhoch hervorragend der junge und der alte Große Fritz mit seinem Freundeskreis von Künstlern und Gelehrten, Staatsmännern und Feldherren. Am weitesten, d. h. räumlich über die ganze zivilisierte Erde, bekannt sind einzelne von den hierauf bezüglichen großen Ölgemälden, insbesondere das Flötenkonzert und die Tafelrunde in Sans-Souci. Aber eindringlicher verbreitet, viel tiefer und weiter in der eigentlichen großen Volksmenge unserer Heimat erscheinen doch die zahlreichen Zeichnungen, Illustrationen zu Geschichtswerken u. dgl., welche in ungezählten tausenden von Exemplaren in die Nation eingedrungen sind. Gerade diese Zeichnungen haben den Großen König und seine Zeit, seine •kriegerischen Heldentaten und sein Heer so außerordentlich volkstümlich gemacht und unsern Kaiser und König bestimmt, dem ehrwürdigen Menzel gewissermassen als Vertreter der altpreußischen militärischen Überlieferungen die höchsten Ehren zuzuerkennen, die je zuvor bei uns ein Künstler erfahren.
Für uns gehen Menzels Verdienste um die Heimatkunde weit über die friderizianische Epoche hinaus, er ist den markanten Erscheinungen der Zeit stets mit Aufmerksamkeit gefolgt und hat viele aktuelle Werke unserer neusten Epoche von packender Wahrheit geschaffen, ich erinnere nur an die Abfahrt Kaiser Wilhelms des Großen zum Kriegsschauplatz i. J. 1870, an das Eisenwalzwerk u. dgl. Auch an Humor hat es dem Altmeister nicht gemangelt, wie aus Bildern, z. B. lloft'estlichkeiten darstellend, hervorgeht.