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20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Daß Menzel auch einiges Landschaftliche geschaffen, ist wenig bekannt; deshalb gerade zeige ich Ihnen heut eine Landschaft vor, welche für gewöhnlich mein Amtszimmer 125 im Rathaus schmückt. Das Ölgemälde ist nicht ganz vollständig bis zum Letzten übermalt, wie Sie aus den Partien links ersehen wollen, es war vom Künstler früher auf 30000 M geschätzt und ist schließlich für das Märkische Museum seitens der Städtischen Kunstdeputation um 18 000 M angekauft worden.
Was stellt es dar? Das werden Sie sowenig gleich erraten, wie es bisher allen früheren Beschauern ergangen ist. Es soll ein Blick vom Schafgraben auf den Kreuzberg sein, mit der Unterschrift Menzel 1847 versehen, jedoch gewahrt man von dem am 34. März 1821 enthüllten Nationaldenkmal nichts. Die ganzen Umgebungen um den Berg selbst sehen so wildromantisch aus, daß man eher an die Vorläufer des Thüringer Waldes denken möchte. Die spärlichen Baulichkeiten erinnern aber an Berlin und seine Umgebungen, so das rote Ziegeldach des unscheinbaren Gebäudes an den Stil der ehemaligen Gebäude des Halleschen Tores und die Häuschen mit flachen Zink- oder Pappdächern an die damals gerade aufgekommene Ausstattung von Häusern.
In jedem Falle ist diese Schöpfung des großen Meisters eine höchst merkwürdige.*)
Auch verweise ich auf die vielen heut ausgestellten Menzeischen Zeichnungen des Märkischen Museums, die älteste von 1834, künstlerische Lehrbriefe der Innungen, Einladungs- und Speisekarten, Glückwunschadressen u. dgl. mehr, alles Arbeiten, die von Fleiß, liebevollem Versenken in den Gegenstand und von großer Originalität Zeugnis ablegen.
So sehen wir denselben als echten Maler und Zeichner unserer märkischen Heimat. So wird er uns allezeit vor Augen schweben und so wollen wir ihn auch heut ehren.
Die Versammlung erhebt sich von den Sitzen.
*) Zwei mehr anekdotenhafte Züge seien hier noch um deswillen erwähnt, weil der eine in die biologische Skizze als interessanter Beitrag gehört. Der Umstand, daß A. v. Menzel viele Jahre hindurch Epileptiker gewesen, diesen Zustand aber wider die herkömmliche Entwicklung der Krankheit fast vollständig überwunden hat. Die zweite Tatsache betrifft ein Mitglied unserer Brandenburgia. Senor Don Emilio Bustamante-Rübio aus Malaga, der vor einigen Wochen mit eigener Gefahr den alten Herrn vor dem Überfahren durch einen Wagen der elektrischen Bahn am Leipziger Platz rettete. Die Sache ist in allen Zeitungen besprochen worden; der Retter hat sich aus Bescheidenheit nicht gemeldet und mit der Danksagung Menzels begnügt. Wir können mit Genugtuung sagen, daß es einer der Unserigen war, der ihn vor einem schrecklichen gewaltsamen Tode bewahrte.