Heft 
(1905) 14
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02 20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

1593 erschlagen worden ist. Auf dieser Stelle wurde sein Pferd be­graben und ihm ein Denkmal gesetzt; genau eben solch Denkmal, jedoch besser erhalten, befindet sich in der Kirche zu Rühstädt, in deren Ge­wölbe die Leiche bestattet wurde. Von einer Familie, die seit dem 17. Jahrhundert hier ansässig ist, ist mir die Veranlassung zu dieser Mordtat, sowie die Tat selbst ganz anders berichtet worden, als wie sie Fontane in seinem Buche:Fünf Schlösser der Mark wiedergibt und dürfte diese mündliche Überlieferung nach meiner Meinung wohl die richtigere sein.

Herr Thoms ist gebeten worden, seine Überlieferung der Branden­burgs mitzuteilen.

2.Der Roland der alten Heerstraßen. U. M. Herr Rektor Otto Monke schreibt mir am 15. d. M.: Zur Rolandfrage erlaube ich mir Ihnen folgenden Passus aus einem heut eingelaufenen Briefe des Herrn Pastor Giertz (Petershagen bei Fredersdorf a. d. Ostbahn) mit­zuteilen.Vor Jahren, ohne daß ich leider jetzt die Quelle angebeu kann, sagte mir jemand: dergleichen Kreuze*) sind öfter der Roland der alten Heerstraßen. Soviel mir erinnerlich, meinte der betr. Herr nicht die bekannte Rolandsache als solche, sondern nur die vergleichs­weise Andeutung, daß dergleichen Kreuze öfter am Wege in Ortschaften anzutreffen, durch welche die alte berechtigte Heerstraße lief, welche Warenzüge passieren mußten.

Soweit Herr Pastor Giertz. Dadurch wird die von Herrn Archivrat Dr. Sello aufgestellte Ansicht über die gelegentliche, eigentlich miß­bräuchliche Anwendung des Namens Roland einerseits bestätigt, anderer­seits aber auch der Kreis der Denkmäler, auf welche man zeitweilig den Namen Roland angewandt hat, erheblich erweitert.

Die Mitteilung ist nicht etwa das Ergebnis einer Unterhaltung über die Rolandfrage, sondern sie erfolgte nur beiläufig; wir korrespondierten nämlich über einige Sühn- bzw. Mordkreuze.

3. Roland als Name. Der Familienname Roland kommt in Groß-Berlin nach dem diesjährigen Adreßbuch 24mal vor, die Schreib­weise Rohland 26mal. Bekanntlich ist im Mittelalter, z. B. in Berlin, die Schreibweise Ruland viel mehr als Roland verbreitet gewesen. Der Name Ruland kommt a. a. 0. 5mal, die Schreibweise Ruhland 31 mal, die Schreibung Rühland 2 mal vor, dagegen fehlt der Name Rüland.

Eine Roland-Apotheke ist seit einigen Jahren in der Turm­straße 16 (Inhaber Norbert Bermann), dazu kommen 2 Zeitschriften Der Roland: eine literarisch-publizistische und die uns allen wohl- bekannte heimatkundliche unsers Mitgliedes Herrn Curt Kühus.

Sehr bekannt ist das prachtvoll eingerichtete Wirtshaus zum Roland

*) Gemeint sind die bekannten Sühn- oder Mord-Kreuze.