Heft 
(1905) 14
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20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII Vereinsjahres. 25

gedachten reizvollen Umgebung Potsdams unternehmen, zu einer Zeit also, wo die zahllosen herrlichen Rosen daselbst in vollster Blüte sind. Es werden dann geschichtliche Einzelheiten dem Bericht über die Führung einverleibt werden.

XXY. Herr Stadtschulinspektor Schulrat Dr. Fritz Jonas hielt nach­folgenden Vortrag:

Über Eberhard von Rochow.

Hochverehrte Versammlung!

Mein Vortrag gilt dem hochverdienten märkischen Edelmann Friedrich Eberhard von Rochow auf Reckahn, zu dessen dankbarem Ge­dächtnis uns die hundertste Wiederkehr seines Todestages er starb am 16. Mai 1805 in diesem Jahre besonders verpflichtet. Seine Wirkungszeit fiel in das Zeitalter Friedrichs des Zweiten, der schon als Kronprinz die großen Worte geschrieben hatte, deren Erfüllung er als König nach Möglichkeit erstrebt und durchgeführt hat:Ich wünsche mir nichts mehr, als ein edles, freidenkendes Volk zu beherrschen, ein Volk, das Macht und Freiheit hat, zu denken, zu handeln, zu schreiben und zu sprechen, zu siegen oder zu sterben. Aberglaube, geistlicher Despotismus und die Unduldsamkeit hindert die Entwicklung der Talente, Freiheit zu denken erhebt Geist und Gemüt. Friedrichs des Großen Vater hatte sein Volk in harter Zucht erzogen und bis zu seinem letzten Atemzuge unter strenger Vormundschaft gehalten. Der Sohn erkannte seine Aufgabe darin, Aufklärung in seinem Volke zu ver­breiten, es geistig mündig zu machen und den Talenten freie Bahn zu geben. Noch herrschte auch er als Despot, noch traf er bis in das Kleine und Kleinste hinein selbst die Entscheidungen, aber er gab die Kritik über seine Entscheidungen frei, er gab den Richtern Unabhängig­keit, er beachtete den Rat und den Widerspruch seiner Beamten und er erkundete und ermutigte jedes gemeinnützige Streben und Tun einzelner Bürger. Er beförderte Kunst und Wissenschaft, ohne sie gängeln zu wollen. Er wollte, um mit Schillers Marquis Posa zu sprechen, Menschenglück aus seinem Füllhorn strömen, Geister in seinem Weltgebäude reifen lassen und seinen Untertanen Gedankenfreiheit geben. Seine eigene Größe und Bedeutung bewirkte, daß bis in sein Alter hinein die aufstrebenden Geister in seinen Bahnen blieben, daß ihm die Führerrolle verblieb, aber überall regte sich in seinen Landen der Drang gemeinnützig zu wirken und die großen Absichten des bewunderten und von der ganzen Welt den Preußen beneideten Königs fördern zu helfen. Nur den mächtigen Aufschwung der deutschen Literatur durch Klopstock, Wieland, Lessing, Herder, Goethe und Schiller vermochte er, der unter dein Einfluß der französischen Literatur herangewachsen war, nicht mehr zu würdigen, und nur in der Wissenschaft schuf Kant