Heft 
(1905) 14
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20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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jetzt förmlich miteinander, als Schulmäcene, Organisatoren oder Pädagogen neue Schulen und neue Methoden zu begründen. Als erster Vorkämpfer trat in Deutschland wieder Basedow auf den Plan und übte nicht ohne Aufdringlichkeit und Marktschreierei, aber in ehrlicher Begeisterung eine unermüdliche agitatorische Wirksamkeit aus. Sein berühmtes und be­rüchtigtes Philanthropin in Dessau hatte nur kurzen Bestand, aber weit­hin Anregungen gegeben; andere neue Anstalten in seinem Geiste eröffneten Bahrdt, Campe, Salzmann und andere. Auch in viele ältere Schulen drang der neue Geist ein, und wenn zunächst auch die Bewegung wieder nur die höheren Schulen ergriff, es konnte, nachdem die pädagogische Strömung einmal gewaltig angeschwollen war, nicht fehlen, daß auch bald die Hebung der niederen Schulen ins Auge gefaßt wurde. Und auch darin ging der König durch den Erlaß des Landscliul-Reglements von 1763 voran.

In dieses Zeitalter der Reformation des Schulwesens fiel das Leben Eberhard von Rochows.

Er war in Berlin am 11. Oktober i 734 als Sohn des damaligen kurmärkischen Kammerpräsidenten Friedrich Wilhelm von Rochow ge­boren, der später als Provinzialminister nach Königsberg in Preußen versetzt wurde. Die Mutter war eine Tochter des Generalpostmeisters und Ministers von Görne. Von 14 Kindern überlebte Eberhard allein seine Eltern. Von seinem 4 . bis zum 13. Jahre wurde er Dacheinander von 11 Hauslehrern unterrichtet, und von 1747 bis Anfang 1750 besuchte er die Ritterakademie zu Brandenburg. Daun trat er zu Ratenau in das Leibkarabinierregiment, wurde 1751 Standartenjunker in der Garde du Corps zu Potsdam, und rückte nach der Genesung von schwerer Erkrankung an den Pocken zum Offizier auf. Zu wissenschaftlicher Fortbildung kam er kaum, da, w T ie er später launig schrieb, Ratenau und Potsdam, wie bekannt, keine Universitäten gewesen seien. Aber auch damals, wie schon in seinen Kinderjahren, beherrschte ihn eine wahre Lesesucht.

1756 bei Beginn des Krieges rückte er mit aus und wurde in der Schlacht bei Lowositz durch einen Schuß in den linken Arm verwundet. Zur Heilung wurde er nach Leipzig geschickt und trat hier mit Geliert in nahen, freundschaftlichen Verkehr. Durch ihn scheint er zur Wohl­tätigkeit und zu gemeinnützigem Wirken nachhaltig angeregt zu sein. Im nächsten Jahre nahm er noch an der Schlacht bei Prag teil, auf dem Rückzuge aber wurde in einem Zweikampfe seine rechte Hand so schwer verwundet, daß er im Jahre 1758 seinen Abschied nehmen mußte.

Am 4. Januar 1759 heiratete er Christiane Luise von Bose, mit der er in kinderloser, aber glücklichster Ehe bis zu seinem Tode gelebt hat. Nach dem Tode der Mutter 1760 übergab ihm der Vater die märkischen Stammgüter und er zog nach Reckahn. Der Vater bewirtschaftete die